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23 dieses Geld nach Athen gebracht wurde, sragte Photion die Ueber- bringer: „warum denn Alexander nur ihm allein so viel schenken wolle? Es gäbe ja doch viele Athener!" Man antwortete ihm: „weil er dich allein für einen rechtschaffenen Mann hält!" — „Nun," sagte Phokion, „so lasse er mich aucp immer so bleiben und dasür gelten!" Die Leute liefen ihm aber in's Haus nach. Dort gewahrten sie die äußerste Einfachheit; die Frau knetete Teig, Phokion selbst holte sich Wasser am Brunnen, um seine Füße zu waschen. Deßhalb dran gen sie noch heftiger in ihn und drückten ihren Unwillen darüber aus, daher, als Freund des Königs, so kümmerlich lebe. Zufällig sah Phokion gerade einen armen, alten Mann in einem schmutzigen, ab- geschabenen Mantel auf der Straße. Er sragte: „ob sie glaubten, daß es ihm noch schlechter gehe, als diesem?" Darauf baten sie, doch so was nicht zu sagen. — „Ja," fuhr Phokion fort; „der lebt noch von weniger, als ich, und ist zufrieden. Uebcrhaupt — entweder mach' ich keinen Gebrauch davon; dann Hab' ich all dich Geld umsonst; oder ich mache Gebrauch davon; dann bring' ich mich und den Geber in bösen Leumund bei der ganzen Stadt." So mußte denn das ganze Geld wieder seinen Rückzug aus Athen antreten und hatte allen Grie chen den Beweis geliefert: daß man reicher ist, wenn man's nicht braucht, als wenn man's herschenken kann. Alexander war über die Sache sehr verdrießlich und schrieb dem Phokion abermals: „er könne die nicht für seine Freunde ansehen, die gar nichts von ihm annehmen wollten." Aber Geld nahm Pho kion demungeachtet nicht an. Dagegen erbat er sich die Freilassung des Philosophen Echekratides, des Jmbriers Athenodorus und zweier Rhodier, Demaratus und Sparton, welche wegen einiger Beschuldigun gen sestgenommen und zu Sardes in's Gefängniß gesteckt waren. Alexander verfügte unverzüglich ihre Freigcbung und befahl dem Kra- terus, den er nach Makedonien schickte, von vier Städten in Asien, Kios, Gergithus, Mylasa und Eläa*), eine, und zwar welche er wünschte, dem Phokion zu übergeben. Letzterem erklärte er noch viel ") «i°s in Bithynien, Gergithus in M,sie», Elä- in Acolien, Mylnssn in Carien. Auch die persischen Könige beschenkten häufig ihre Freunde mit Städten.