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20 nun Nisäa, zog von der Stadt zum Ankerplatz zwei parallele Mauern über den zwischenliegenden Raum und verband auf diese Weise die Stadt mit dem Meere, so daß sie nur noch von Athen abhieng, wäh rend sie um die Feinde von der Landseite sich wenig mehr zu beküm mern brauchte. 16. Schon war Alles vollständig zum Kampfe gegen Philippus bereit, und mau hatte wegen Phokions Abwesenheit andere Feldherrn für den Krieg ernannt. Wie er nun mit der Flotte von den Inseln zurückkam, suchte er zuerst das Volk zur Annahme des angebotenen Vergleichs zu bewegen, weil Philippus in der That friedliche Gesinnun gen hegte und sich gewaltig vor dem gefährlichen Kampfe fürchtete. Da opponirte ihm einer von den Menschen, die sich gewohnter Maßen in der Heliäa *) Umtrieben und dort ihr Lästermaul brauchten, aus's Heftigste und sagte unter Anderem: „Und du wagst es, Phokion, die Athener wieder abwendig zu machen, während sie bereits das Schwert in der Hand haben?" — „Ja," erwiederte er, und ich thu's, obwohl ich weiß, daß ich im Kriege über dich und wenn's Friede wird, du über mich zu befehlen hast." Allein seine Vorstellungen erwiesen sich fruchtlos. Demosthenes drang durch mit dem Rache, daß die Athener eine Schlacht liefern soll ten, nur eben möglichst entfernt von Attika. „O mein Lieber, — sagte Phokion, — wir wollen nicht fragen, wo wir uns schlagen sollen, son dern wie wir siegen können? Dann nur wird der Krieg weitweg bleiben von uns; bei einer Niederlage ist uns aller Jammer stets in nächster Nähe!" Es erfolgte eine Niederlage **), worauf die Lärmmacher und Un ruhestifter in der Hauptstadt den Charidemus***) ans die Rednerbühne schleppten und dessen Ernennung zum Feldherrn verlangten, — zum Schrecken aller Wohlgesinnten. Doch waren Letztere Meister im Areo- pag, und so gelang es, wenn auch nur mühsam, ihren Bitten und Thränen, das Volk zu bewegen, daß man die Stadt wieder in Pho- -) Heliäa, ein großer, angesehener Gerichtshof in bürgerlichen Sachen, meist mit einigen hundert Richtern. »») Die entscheidende Schlacht bei Chäronea, 333 v. Ehr. Charidemus, erbitterter Feind der Makedonier, floh später nach Persien, wo er hingerichtct wurde.