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52 der Stadt zu sagen. Nicht lange nachher erschien er selbst wieder in Sparta. Bald darauf setzten aber auch die Thebaner über den EurotaS und griffen die Stadt mit der größte» Heftigkeit an, während Age- silauS mit einer Tapferkeit, welche die Kräfte seines Alters überstieg, Li« Vertheidigung führte. Denn er sah wohl, daß es in diesem Augenblick nicht ein Kampf der Sicherheit und Behutsamkeit sei, sondern ein Kampf der Verzweiflung und Tollkühnheit. Auf solche Mittel hatte er sich in früherer Zeit niemals verlassen, noch weniger von ihnen Gebrauch gemacht. Aber jetzt waren sie es allein, wo mit er die Gefahr noch abtreiben konnte. Und wirklich gelang eö ihm, die Stadt aus den Händen des Epaminondas noch herauSzu- reißen, ein Siegeszeichen aufzurichten und nachzuweisen, wie die Lakedämonier ihrem Vaterlande für die genossene Erziehung den schönsten Lohn und Dank entrichteten. Unter seinen ersten Streitern befand sich Archidamus, welcher bei der Stärke seiner Seele und der Gewandtheit seines Körpers auf's Hervorragendste kämpfte, rasch an alle bedrängten Punkte der Schlacht durch die engen Gaffen hindurchrannte und überall mit einer Handvoll Leute sich den Feinden entgegenstemmte. Auch Phöbidas' Sohn, Jfidas, gewährte, wie mir dünkt, nicht nur für seine Mitbürger, sondern selbst für die Feinde ein schönes und bewunderungswürdiges Schauspiel. Er besaß eine aus- gezeichnete Gestalt und Köipergröße; auch stand er gerade in den schönen Jahren, wo der Mensch, beim Uebergange vom Knaben zum Manne, seine anmuthigste Blüthe hat. Ledig aller schützenden Waf fen, wie aller Kleidungsstücke, den Körper mit Oel gesalbt, in der einen Hand eine Lanze, in der anderen ein Schwert, so sprang er aus dem Hause, drängte sich mitten durch die Kämpfenden hindurch und tummelte sich unter den Feinden herum, indem er Jeden, der ihm in den Wurf kam, verwundete und niederwarf. Er selbst wurde von Niemand verwundet, sei es, daß der Himmel ihn wegen seiner Tapferkeit ganz besonders schirmte, oder daß er den gegenüberstehen den Feinden als ein höheres, übermenschliches Wesen erschien. Wegen dieser Heldenthat sollen ihn die Ephoren zuerst mit einem Kranze beschenkt, dann aber um tausend Drachmen gestraft haben,