34 So erging eS einmal dem tragischen Schauspieler Kalippidas, der in Griechenland einen bedeutenden Namen und Ruf genoß und in allgemeiner Hochachtung stand. Dieser begegnete ihm zuerst und grüßte ihn. Sodann drängte er sich in hochmüthiger Weise unter die Begleiter des Königs auf seinem Spaziergange und ließ deut lich merken, daß er von AgefilauS erwarte: „dieser werde zuerst mit irgend einer freundlichen Aeußerung den Anfang machen." Zuletzt fragte er geradezu: „kennst du mich nicht, mein König?" Da warf AgefilauS einen Blick aus ihn und sagte: „doch; — bist du nicht Kalippidas, der — Harlekin?" denn so heißen die Lakedämonier einen Schauspieler. Ein anderes Mal wurde er aufgefordert, einen Menschen zu hören, der eine Nachtigall täuschend nachmachen könne. Er lehnte aber die Einladung ab, mit den Worten: „Hab'se selber g'hört!" Und als der Arzt Menekraies, der bei einigen verzweifelten Kuren Glück gehabt und deßwegen den Beinamen „Zeus" erhalten hatte, sich dieses Titels in einer für Andere unangenehmen Weise bediente und namentlich auch an AgefilauS so zu schreiben wagte: „Menekrates Zeus wünscht dem König AgefilauS Glück und Heil!" so erwiderte er darauf: „König AgefilauS wünscht dem Menekra- teS — gesunden Verstand!" Cap. 22. Als er sich noch in der Nähe des korinthischen Gebiets auf hielt und nach Einnahme des Heräums zusah, wie seine Soldaten alles Erbeutete oder Gefangene sortschleppten, kamen Gesandte aus Thebä mit Friedensvorschlägen an. Weil er aber diese Stadt von jeher haßte und eben jetzt eine hochfahrende Behandlung derselben besonders für geeignet hielt, so stellte er sich, als ob er sie bei ihrem Versuche, mit ihm zu sprechen, weder sähe noch hörte. Aber bald kam über ihn eine Thatsache der Vergeltung. Denn noch hatten sich die Thebaner nicht wieder ent fernt, als etliche Leute mit der Nachricht bei ihm eintrafen, daß die ganze dortige Mora von Jphikrates zusammengehauen worden sei. Ein gleich großer Unfall war ihnen seit langer Zeit nicht zuge-