23 ließe. Da er nun das Pferd seines Geheimschreibers Adäus mit einem kostbaren Gehänge geschmückt sah, zog er dieses sogleich herab und überreichte eS dem jungen Manne. Auch in der Folge hörte er nicht auf, seiner zu gedenken. Ja, als derselbe im Verlaufe der Zeit aus dem Hause gestoßen wurde' und vor seinen eigenen Brüdern sich in den Peloponnes flüchten mußte, nahm er stch seiner aus's kräftigste an. Er unterstützte ihn sogar bei einem LiebeShandel. Der Perser faßte nämlich eine Leidenschaft zu einem jungen Athleten aus Athen. Da dieser aber sehr groß und kräftig war, so lief er Gefahr, in Olympia ausgeschlossen zu werden. Der Perser nahm daher seine Zuflucht zu Agesilaus, indem er für den jungen Menschen eine Fürbitte einlegte. Und Agesilaus, der ihm auch darin gefällig zu sein wünschte, brachte die Sache zu Stande, wie wohl nur mit großer Mühe und Arbeit. In allem Andern handelte Agesilaus genau nach dem Gesetz; dagegen bei Freundschaftsdiensten erblickte er in dem allzustrengen Einhalten des Rechtes nur ein leereS Wort. So trägt man sich z. B. mit einem Brieschen von ihm an den Karier Hidrieus. Es lautet so: „wenn Nikias nicht schuldig ist, so laß ihn los. Wenn er aber schuldig ist, so laß ihn mir zu Gefallen loS. Laß ihn also jedenfalls los." Aus solche Weise pflegte sich Agesilaus in den meisten Fällen für seine Freunde zu verwenden. Doch kämmen auch andere Fälle vor, wo er sich im Blick auf das Nützliche mehr nach den Zeit umständen richtete. Er bewies dieß, als einmal in stürmischer Eile der Aufbruch statifinden mußte, dadurch, daß er seinen „Geliebten" krank zurückließ. Dieser bat ihn dringend und rief ihm sogar noch beim Weggehen nach; allein Agesilaus wandte sich um und äußerte, „wie schwer eS sei, mitleidig sein und zugleich — vernünftig!" (Diesen Zug hat der Philosoph Hieronymus berichtet.) Cap. 14. Noch war das zweite Jahr, seit Agesilaus den Oberbefehl führte, nicht zu Ende, und bereits erscholl das Gerücht von ihm laut bis in das Innere von Asien. Ueberall hegte man eine be-