21 fremdet darüber, daß Megabates ihm gar keinen Freundschaflskuß mehr gebe. „Daran bist du selber Schuld — (sagten seine Freunde;) du hieltest ja nicht Stand; sondern zittertest vor dem Kusse des schö- nen Jungen, und hattest Angst! Indessen, wenn man ihm gute Worte gibt, kann er ja wohl wieder — aus Kußweite zu dir kommen. Aber — daß du nur nicht abermals so feige davonläufst!" AgefilauS wurde nun eine Zeitlang nachdenklich und schwieg völlig. Dann sagte er: „ich habe nichts dagegen, wenn ihr ihm zuredet; ich — glaub' ich — will diesen „Ehampf um den Chuß lieber nochmals chämpfen, als alles Geld übercho, das iach mei' Lebtag g'schaut Hab'!" *) So benahm sich Agesilaus, so lange Megabates in der Nähe war; freilich nach seiner Entfernung brannte die Glut seiner Leiden schaft so heftig, daß es schwer zu sagen ist, ob er bei dessen etwaigem Umkehren und Wiedeierscheinen stark genug gewesen wäre, um sich nicht küssen zu lassen. Cap. 12. Hierauf wünschte Pharnabazus, zu einer Besprechung mit ihm zusammenzukommen, und wirklich brachte auch ein gemeinschaftlicher Gastfreund, Apollophanes aus Kyzikus, beide zusammen. Zuerst fand sich AgefilauS mit seinen Freunden an dem bestimm ten Platze ein. Da tiefes Gras vorhanden war, so legte er sich irgendwo im Schatten nieder und wartete so auf Pharnabazus. Nun kam auch dieser. Für ihn waren weiche Felle und bunte Teppiche aus den Boden gelegt, allein er ließ sich doch aus Achtung gegen Age- silaus, der so dalag, auch selbst geradezu auf das Gras zur Erde nieder, ungeachtet er eine Kleidung trug, die durch Feinheit und Farbenpracht bewunderungswürdig war. Nach ihrer gegenseitigen Begrüßung fehlte es dem Pharnabazus nicht an gerechten Vorstellungen, sofern er wirklich den Lakedämoniern bei ihrem Kriege gegen Athen in vielen wichtigen Dingen nützlih ») Den absichtlich von Plutarch an dieser Stelle eingehaltenen dorisch ,en' Dialect wußten wir, da da« Hochdeutsche die ganze Farbe derselben verwischt, nicht ander« wiederzugeben, al« durch Benützung der, dem Dorischen eiw,ger! Waffen entsprechenden schweizerischen Mundart.