11 Sucht nach Händeln und Spaltungen gegenüber jenen beiden Gewal ten unausgesetzt von Geschlecht zu Geschlecht fort. Agefilaus schlug den entgegensetzten Weg ein. Während er den offenen Kampf aufgab und jeden Konflikt vermied, erwies er ihnen vielmehr die größte Artigkeit. Jede Handlung begann er mit einer Anfrage bei ihnen. Wurde er berufen, so eilte er mit einem mehr als gewöhnlich schnellen Gange herbei. Saß er aus seinem könig lichen Stuhle und amtete, so erhob er sich jedesmal, wenn die Epho ren sich näherten. Auch schickte er alle Male, wenn neue Mitglieder in die Gerüste ausgenommen wurden, jedem derselben einen hübschen Mantel und einen Stier als Ehrengabe zu. Durch dieses Verfahren schien er nur Andere zu ehren und die Würde ihrer amtlichen Stellung zu vergrößern. In der That aber erhöhte er dadurch unvermerkt seine eigene Macht und steigerte die Bedeutung des Königthums. Und bei dem Wohlwollen, das man gegen ihn hegte, machte Niemand eine Einwendung. Cap. 5. In seinem Verkehr mit den anderen Bürgern verdiente er als Feind weniger Tadel, denn als Freund. Nie that er seinen Feinden in widerrechtlicher Weise einen Schaden, aber seine Freunde unter stützte er auch in Sachen, wo das Recht nicht auf ihrer Seite stand. Seine Feinde nicht zu achten, wenn fie wacker handelten, — dessen schämte er fich; dagegen vermochte er es bei seinen Freunden nicht, fie zu tadeln, wenn sie einen Fehler begingen. Ja, es machte ihm die höchste Freude, ihnen sogar zu helfen und sich an ihrem Fehler zu betheiligen. Was ein Liebesdienst war, galt ihm unter keinen Um ständen für sittlich unerlaubt. Andererseits war er stets der Erste, der bei einem Unglücksfalle mit seinen Gegnern Mitleid empfand und ihnen auf vorangegangene Bitte bereitwillig half. Die Folge war, daß er allmälig durch diese Art von Demagogie Alles für fich gewann. Die Ephoren bemerkten dieß und fürchteten seine Macht. Deß- wegen legten fie ihm eine Geldstrafe auf, indem fie als Grund be- zeichneten, „daß er die Bürger des Staats zu eigenen Untertbanen mache."