Cap. 3. Unter der Regierung des Agis kam AlkibiadeS — bei seiner Flucht aus Sikilien — auch nach Lakedämon. Er hatte noch nicht lange in der Stadt gelebt, als er bereits eines unerlaubten Verhält nisses mit der Gemahlin des Königs, Timäa, bezüchtigt wurde. Deß- wegen erklärte Agis, daß er das Kind, welches sie gebar, nicht an erkenne; „dasselbe sei von AlkibiadeS." Und Timäa ließ sich diefi, wie Duris erzählt, gar nicht ungerne gefallen; ja sie habe sogar zu Hause ihren Sklavinnen den Namen: „AlkibiadeS", statt „Leotychi- das", als den ihres Kindes zugeflüftert. Und ebenso habe auch Alki- biades selbst geäußert, „daß er keineswegs aus bloßer Sinnlichkeit mit Timäa in näherem Umgang stehe, sondern weil er eine Ehre da rein setze, wenn seine Sprößlinge dereinst Könige von Sparta würden." Deßwegen mußte nun AlkibiadeS, aus Furcht vor Agis, sich heimlich aus Lakedämon entfernen. Auch blieb der Knabe lange Zeit dem Agis verdächtig und wurde von ihm nicht als ächter Sohn behan delt. Aber bei der Erkrankung des Königs ließ sich dieser durch fuß fällig« Bitten und Thränen dennoch bewegen, ihn in Anwesenheit vieler Personen für seinen Sohn zu erklären. Als aber Agis gestorben war, suchte Lysander, welcher bereits die Athener in einer Seeschlacht besiegt hatte und daher in Sparta den größten Einfluß besaß, den Agesilaus auf den Thron zu bringen, der, wie er behauptete, dem Leotychidas wegen Unebenbürtigkeit nicht zukomme. Auch viele andere Bürger schienen in den großen Eigen schaften des Agesilaus, der mit ihnen ausgewachsen war und mit ihnen die gleiche Zucht der Jugend durchgemacht hatte, ihre eigene Ehre zu finden und wirkten daher bereitwillig zu seinen Gunsten. Nun lebte damals in Sparta ein gewisser Diopeithes, ein Wahr sager, der von alten Weissagungen ganz vollgepfropft war und, wie man glaubte, in religiösen Dingen eine ganz ungewöhnliche Kenntniß besaß. Dieser erklärte cs für Sünde, wenn „ein Lahmer" König von Sparta werden sollte. Er las bei der gerichtlichen Verhandlung hierüber folgenden Orakelspruch vor: