Cap. 2. In dm sogenannten „Agilen" (Heerden) der zu Einer Abthei lung verbundenen Knaben hatte er einen äußerst freundlichen Gönner an Lysander, welcher besonders von seinem gesetzten, anständigen We sen ganz entzückt war. Allerdings zeigte Agefllaus unter der Jugend eine sehr große Streitsucht und leidenschaftlichen Zorn; überall wollte er der Erste sein und das Heftige, das Ungestüme, das in ihm lag, ließ sich durchaus nicht überwältigen und abzwingen. Aber andrer seits war er wieder bei seiner Zugänglichkeit für ein freundliches Wort und der Sanftmuth seines Charakters ein Mensch, der nichts aus Furcht, dagegen aus Ehrgefühl Alles that, was man ihm irgend befahl, und den ein Tadel weit tiefer schmerzte, als ihm irgend eine Anstrengung schwer fiel. Im Gebrauche des einen Fußes war er gehindert, aber seine ganze körperliche Schönheit verbarg diesen Mangel in der Zeit seiner Blüthe. Auch ertrug er so Etwas mit leichterem Muthe, scherzte darüber und war der Erste, der sich selbst darüber verhöhnte. Dies Alles trug nicht unbedeutend zur Ausgleichung seines Gebrechens bei. Ueberdieß trat dadurch seine Ehrliebe noch deutlicher hervor, indem er sich wegen seines Lähmungszustandes durchaus von keiner Anstren gung oder Unternehmung zurückzog. Eine Abbildung seines Aeußern besitzen wir nicht. Er selbst wünschte eS nicht. Ja, noch bei seinem Tode verbot er ausdrücklich, von seinem körperlichen Bilde irgend eine plastische oder malerische Darstellung zu geben. Der Sage nach war er klein und von höchst unansehnlicher Figur. Diesem gegenüber stand seine Heiterkeit, sein wohlgemutheS Wesen in jedem Augenblicke, sein witziger Humor; dabet hatte er niemals etwas Grämliches oder Unfreundliches weder im Ton der Stimme, noch in den Gestchtszügen. Dieß Alles gab ihm bis in sein Greisenalter eine Liebenswürdigkeit, wie sie der schönste Mann in seinen blühendsten Jahren nickt besitzt. Wie Theophrast erzählt, wurde Archidamus von den Ephoren bestraft, weil er eine kleine Frau geheirathet hatte; „denn" ^-sagten sie — „da bekommen wir keine Könige, sondern Königlein!"