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634 schästigten od« L»i»s«rb«iBtiwohn<ndm vorgckommm find, theilS aber die Epidemien selbst an Ausbreitung und Bssättkgktt gewonnen Haben, so werden zu Verhütung wettzxer Unglücksfälle und zur Sicherung de« allgemei nen Ge^ndHeitSzustanh«« dip Vorschriften de« erwähnten Generale, nach y-rlchsm bei solchen Leichen: .. / 1) gußer den nochwvidig mit der Leiche beschäftigten PeHonefi «wveren der Etngichg in da» Sterbe- hauS, die Annäherung an die Leiche oder die Begleitung deffelbeit nicht zu erlauben; 2) die Ausstellung der Leiche vor der Beerdigung, sowie 3) die Oeffnung deS Sarges bei Abholung der Leiche oder auf dem GotteSacker gänzlich zu unter lassen ist, und . 4) die Leiche in aller Frühe und Stille beerdigt werden soll, hiermit auf daS Nachdrücklichste eingeschärft und ist hierbei noch zu bemerken, daß diese Vorsichtsmaßregeln nicht btoS nach den in dem gedachten Generale beispielsweise genannten Krankheiten, sondern in allen den Fällen ein- zutretrn haben, in welchen ein Arzt oder Wundarzt oder der Todtenbeschauer die stille Beerdigung anzurathen oder anzuordnen für nöthig nachtet. Wie nun hiernach Jedermann, den es angeht, sich zu achten hat, so werden die Todtenbeschauer und Leicheowäscherinnen noch besonders angewiesen werden, den ihnen diesfalls ertheilten Instructionen streng nach- zugeheu. Dresden, am 25. November 1848. Ministerium des Innern. Oberländer. Eppendorf. Kosmopolitische Bettachtungen von Eduard Gottwald. Achtzehnhundert acht und vierzig! Welch eine bedeutungsschwere Zahl in derReihefolge derJahre, welches gewaltige Fragezeichen auf den Blättern der Annalen Deutschlands und Europa'S! — Mit wel chen frohen Hoffnungen wurde, es begrüßt, nach dem ein Jahr der Theuerung verflossen und eine reiche Ernte die leeren Scheuem gefüllt und die Spekulation deS Wuchers gelähmt hatte, und mit welchen trüben Ahnungen sehm wir, wie es seine matten Schwingen senkt, erschöpft von der Riesen last der Ereignisse, di« eS reich an weltgeschichtlicher Bedeutung uns vorgeführt.—Banger und bitterer Zweifel, trübe Ahnung und getäuschtes Hoffen sind daS Grabgeläute deS JahreS 1848, welches Eu ropa in seinen Politischmund socialen Verhältnissen auf daS Tiefste erschüttert und dem neuen Jahre eine Erbschaft hinterläßt, welche daS Glück und Un glück der lebenden Generation in gleicherWagschale hält, aber nur eines geringen Anstoßes bedarf eS, und die Zunge der Wage neigt sich auf die Schale des Unheils. Mit dem Sturze der Bourbons in Frankreich begann eS, den Reigen zu eröfftten; Louis Philipp flieht, der Königsthron, den die Julirevolution dem Hause Orleans errichtet, wird zertrümmert und die Kinder und Enkel deS greisen Friedensfürsten eilen mit diesem als Flüchtlinge nach England, welches als der ärgste Feind Frank reichs so oft das schützende Asyl entthronter Könige war. AuS der Monarchie wird eine Republik und nach dem erfolglosen Versuche der Einführung einer Schreckensherrschaft ergreift Cavaignac mit kräfti- gerHand daS Steuer deS dem Untergange entgegen eilenden StaatSschiffcS und bekämpft die zügellosen Massen deS Proletariats, der Republik die militai- rische Diktatur einverleibend, um nach wenigen Monatm einem Napoleoniden Platz zu machen, der durch die Politik der Großmächte Europa'- über kurz oder lang auS der Republik eine Monarchie schaffen und die künstlich erhaltenen Frieden einem allgemeinem Kriege opfern wird, je nachdem Ruß land und England es nöthig finden werden, den KeimderEntwicklungSperiode der EinigungDeutsch- landS auf Jahrzehnte zu vernichten. In Deutsch land selbst beginnt derKampf um Vernichtung der Schranken, hinter welchen seit Befreiung vomJoche Frankreichs die Diplomatie die politische Freiheit des Volkes verborgen hielt, mit der Schilderhebung Oesterreichs und dem Sturze Metternichs, den man vertrieb, aber vergaß, unschädlich zu machen. Der Bundestag, dieser Gefangenwärter deS deutschen Volkes, wird aufgelöst. Oesterreich erhält Consti tution, Glaubens- und Preßfreiheit, um eS nach wenigen Monaten mit allen Schrecknissen derWill- kürherrschast zu vertauschen. Berlin kämpft nutzlos gegen die Wortbrüchigkeit des preußischen Cabinets und bringt, nachdem es seine Leichen begraben hat, dem Könige von Preußen seine Lebehochs, während in Frankfurt nach Zusammentritt eines Vorparla ments eine Nationalversammlung in'S Leben tritt, aus Männern bestehend, die das deutsche Volk von derDonau biSzurEider gewählt, ein einiges sreieS Deutschland zu bilden, aber an deren Spitze eine Centralgewalt sich bildet, deren ephemere Größe