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73 stände der Furcht, weil man seine bedeutende Geltung bei den Soldtruppen wahrnahm. Oft hörte man nun Aeußcrungcn, wie folgende: „er sei ein Lowe, der sich hier unter den Schafen um treibe." Denn in der That — einen solchen Charakter zeigte er auch im Palaste, wo er ohne Scheu die Augen nmherlaufen ließ und alle Vorgänge beobachtete. Cap. 34. Um Schiffe Und Truppen zu bitten, hatte er aufgcgcben. Als er jedoch erfuhr, daß Anligonus gestorben, die Achäer in einen Krieg mit den Actoliern verwickelt seien und die Lage der Dinge seine persönliche Anwesenheit aufs Dringendste verlange, weil der Peloponnes sich in voller Verwirrung und Zersplitterung befinde: so verlangte er zwar, ganz allein mit seinen Freunden abgesandt zu werden, aber er fand nichts, als taube Ohren. Der König hörte ohnehin nicht auf ihn, sondern beschränkte sich auf Harem, Schmausereien und Saufereien. Der Mann aber, welcher Alles leitete und cinleitcte, Sosibius, hegte die Ansicht: „daß Kleomencs, wenn er unfreiwillig bleiben müßte, schwer zu behandeln und sehr zu fürchten sein würde; entlasse man ihn aber, so sei er zu kühn, — ein zu unternehmender Mann, der überdies das Königreich in seinem krankhaften Zustande mit Wohlgefallen gesehen habe." Denn auch Geschenke vermochten nicht, einen Kleomcnes freundlicher zu stimmen. Es war, wie bei dem Stier Apis, der im Ucbcrfluß seine Tage hinbringt und scheinbar das üppigste Wohlleben führt, dabei aber dennoch sich nach einem ihm natürlichen Leben sehnt, wobei er frei umherlaufen und Sprünge machen darf; man merkt ihm die innere Unbehaglichkeit deutlich an, trotz aller Wartung unter den Händen der Priester. Ebenso konnte keine erwiesene Zärtlichkeit den Kleomencs befriedigen; — „o nein, es zehrt' ihm im Herzen" wie dem Achilleus, „Dort zu bleiben, — und sehnte sich doch nach des Kampfes Getümmel!" ») ') Vgl. Homer Jl. I, 4vl f.