71 Cap. 32. Kleomenes dagegen segelte jetzt von Aegiala ab und landete in Afrika, wo er unter Begleitung der königlichen Diener nach Alexandrien kam. Er wurde dem Ptolemäus vorgestellt und anfänglich von diesem mit einer gewissen allgemeinen Freundlichkeit und Herab lassung behandelt. Bald jedoch gab er Proben seiner geistigen Befähigung und zeigte sich als einen Mann von hohem Verstände. Auch im täglichen Verkehr mit dem Könige war sein schlichtes, spartanisches Wesen mit der Anmuth einer feineren Bildung ver bunden. Nirgends machte er seinem hohen Stande Unehrc; nie ließ er sich von seinem Schicksal nicderbeugen. Deßwegcn erschien er jetzt als ein Mann, der mehr Zutrauen verdiente, als alle Andern, deren Schmcichelworte sich nur nach dem Wohlgefallen des Fürsten richteten. Ptolemäus empfand in hohem Grade ein Gefühl von Scham und Nene über die bisherige Vernachlässigung einer solchen Persönlichkeit und deren Preisgcbung an Antigonus, welcher dadurch ebensosehr an Ruhm, als an Macht gewachsen war. Er suchte daher den Kleomenes durch Auszeich nungen und Freundlichkeiten wieder zu gewinnen. Ja, er er- muthigte ihn sogar Lurch die Versicherung, ihn mit Schiffen und Geld nach Griechenland schicken und wieder in sein Königreich cinsetzen zu wollen. Auch bewilligte er ihm zum Unterhalt eine Summe von vierundzwanzig Talenten ans jedes Jahr. Hievon bestritt Kleomenes die nöthigen Ausgaben für sich und seine Freunde in sparsamer, vernünftiger Weise, während er Len größten Thcil auf liebevolle Unterstützung von Solchen verwendete, die sich aus Griechenland nach Aegypten hatten flüchten müssen. Cap. 33. Allein nun starb der ältere Ptolemäus, che er dem Kleo menes sein Versprechen der Rücksendung erfüllt hatte. Und da jetzt die Regierung alsbald in die tiefste Schwelgerei, Trunken- boldswirthschaft und Weiberhcrrschaft verfiel, so wurden auch die Angelegenheiten des Kleomenes vernachlässigt.