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70 Mutter wegen nach Aegypten kommen? Da wäre es doch für sie ein schönes, bcneidenswerthes Schauspiel, wenn sie dich den Weibern eines Ptolemäus zeigte, — den Exkönig als Gefangenen, ihren Sohn als Flüchtling! Nein, so lange wir noch Herren sind über unser eigenes Schwert und Lakonien noch in Sicht haben, wollen wir nicht uns hier frei machen von dem Schicksal, hier uns rechtfertigen gegen die, so bei Sellasia gefallen sind für Sparta? Oder wollen wir lieber in Aegypten Hinsitzen und uns fragen: wen Antigonus als Satrapen für Lakedämon hinterlassen hat?" Auf diese Worte Therykions erwiderte Kleomencs: „Schurke, wenn du dem Leichtesten in der Welt, was Jedermann haben kann, dem Tode, nachjagst, — da träumst du noch von einem Heldenthum? Und bist dabei doch auf einer Flucht, die schmäh licher ist, als jene erste war! Dem Feinde sind schon Leute ge wichen, die tapferer waren, als wir, — wenn das Glück sie be trog, oder wenn die Uebermacht sie überwältigte. Wer aber bei Mühsal und Leiden, wer bei Menschentadel und Menschenmeinungen den Muth sinken läßt, der unterliegt nur seiner eigenen Schwach heit. Der frei erwählte Tod darf nicht eine Flucht sein vor dem Handeln, sondern selbst ein Handeln. Es ist schmählich, nur für sich selbst zu leben, um für sich selbst zu sterben. Und dazu forderst du mich auf, weil du darauf dringst, uns loszumachen aus der Lage des Augenblicks, ohne sonst etwas Edles oder Nütz liches dadurch ins Werk zu setzen. Meine Meinung ist: ich und du, — wir beide dürfen die Hoffnungen, die wir noch für das Vaterland hegen, nicht aufgeben. Wenn diese Hoffnungen uns aufgeben, dann werden wir leicht den Tod finden, welchen wir suchen!" Auf diese Worte erwiderte Therykion nichts. Allein sobald er einen günstigen Augenblick erhaschte, um sich von Kleomenes zu entfernen, ging er beiseite — an das Ufer des Meeres und — erstach sich.