42 Die vier Andern wurden umgebracht, und ebenso mehr als zehn weitere Personen, welche ihnen zu Hilfe eilten. Wer sich ruhig verhielt, verlor das Leben nicht; ebensowenig legte man der Entfernung aus der Stadt Hindernisse in den Weg. Man ver schonte sogar den Agpläus, als dieser am andern Tag wieder auS seinem Tempel hervorkam. Cap. 9. Die Spartaner haben übrigens nicht blos für den Gott der Furcht (Phobos), sondern auch für den des Todes, des Lachens und anderer ähnlicher Gemuthsbewegungen besondere Tempel. Den Phobos verehren sie nicht wie böse Gottheiten, welche sie von sich abwenden wollen; sie halten ihn nicht für eine schädliche Macht, sondern glauben vielmehr, daß ihr Staat eben vorzugsweise durch die Furcht zusammengehalten werde. Deßwegen ließen auch die Ephoren, wie Aristoteles erzählt, beim Antritt ihres Amtes den Befehl an die Bürger ergehen: „sie sollten den Schnurrbart ab schneiden und Acht haben auf die Gesetze, damit sie nicht in deren Strafe verfallen." Hinsichtlich des Schnurrbarts ging, nach meiner Ansicht, ihr Zweck lediglich dahin, die Jugend auch in der gering sten Kleinigkeit an Gehorsam gegen ihre Vorgesetzten zu gewöhnen. Selbst die Tapferkeit scheinen mir die Alten nicht für eine Frei heit von der Furcht, sondern gerade für eine Furcht vor dem Tadel, für eine Angst vor der Beschimpfung anzuschen. Wer sich den Gesetzen gegenüber am meisten fürchtet, ist am muthigsten gegen den Feind, und vor keiner Gefahr erbeben Menschen, welche vor dem Verluste ihrer Ehre zittern. Deßwegen ist es ein vor treffliches Wort: „Wo Furcht ist, ist auch Ehrgefühl", und ebenso- heißt es bei Homer: „Innig verehrt, mein Schwäher, dar bist du mir, herzlich gefürchtet." Wie auch die Stelle: schweigend in Furcht »or den Herrschern." Denn das Gefühl der Achtung haben die meisten Menschen nur gegen diejenigen, welche sie zugleich fürchten. Deßwegen hat man