34 nicht weniger, als früher die des Agis. Andererseits besaß er nicht jenes Vorsichtige und Sanfte. Vielmehr lag in seinem an geborenen Charakter noch ein gewisser Sporn der Leidenschaft und ein mit Heftigkeit verbundener Trieb zu allem Edlen, wo irgend dies sich ihm vor Augen stellte. Und als das Edelste erschien es ihm, Herr zu sein bei freiwilligem Gehorsam seiner Unterthanen; aber schön und edel fand er es auch, ohne ihre gutwillige Unter werfung Meister zu bleiben, um so die Verbesserungsplane mit Gewalt durchzusetzen. Cap. 2. Nun gefielen ihm freilich die Verhältnisse in der Stadt keines wegs. UnthLtigkcit und Vergnügungssucht hatte die Bürger völlig in Schlummer eingewiegt und der König ließ alle Geschäfte gehen, wie sie eben gingen; es sollte ihn nur Niemand stören, wenn er bei seinem großartigen Vermögen müssig zu gehen oder zu schwel gen wünschte. Die allgemeinen Interessen wurden vernachlässigt, während, Hans für Haus, jeder Einzelne den möglichsten Gewinn an sich zu ziehen suchte. An Einübung und Solidität der Jugend, an strenge Lebensweise oder Grundsätze der Gleichheit durfte man, ohne sich Gefahren auszusetzen, seit dem Untergange des Agis und seines Anhangs mit keinem Worte mehr erinnern. Kleomenes soll in seinen jüngeren Jahren auch einigen philo sophischen Unterricht genossen haben, indem Sphärus aus Bory- sthenis*) nach Lakedämon gerieth und sein Aufenthalt daselbst bei den jüngeren Klassen bis zum Mannesalter herauf nicht ohne Ein fluß blieb. Dieser Sphärus gehörte zu den ausgezeichnetsten Schülern Zeno's (aus Kitium)**) und es ist wahrscheinlich, daß er bei Kleomenes das Männliche in dessen Natur liebgewonnen und seinen Ehrgeiz noch stärker entflammt hat. *> Borysthenis, Stadt am BorystheneS (jetzt Dnepr). Sphärns schrieb unter Anderem ein Werk über Laiedämon. »») Zeno, Stifter der stoischen Philosophenschule.