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25 eingeschlossen; als er flüchten mußte, verharrte sie in ihrer Trauer und ihrem Unwillen gegen Klcombrotus. Aber jetzt, als das Schicksal sich wendete, that sie es gleichfalls und man sah sie mit ihrem Gatten als Schutzflehende am Altäre sitzen, indem sie ihn mit ihren Armen umschlang und von ihren Kindern das eine rechts, das andere links schirmend zur Seite behielt. Jedermann verwunderte sich, Jedermann war gerührt über den Edelmuth und die Liebe dieser Frau, welche ihren Schleier und ihre Locken, die nachlässig herunterhingen, mit der Hand berührte, indem sie sprach: „Vater, diese Gestalt, dieses Aeußere hat mir nicht das Mitleid mit Klcombrotus gegeben; nein, dein Unglück, deine Verbannung ist es, weßhalb mir der Schmerz geblieben ist, als mein einziger Freund und Gefährte. Was soll ich thun? Soll ich, während du König in Sparta, während du der Sieger bist, fortleben in diesem Elend? Oder soll ich ein glänzendes, fürstliches Gewand anlegen und cs darin mit ansehn, wie von dir der Gatte meiner Jugend gemordet wird? Wenn es ihm nicht gelingt, Verzeihung von dir zu erbitten, wenn er dich nicht bewegen kann durch die Thränen seiner Kin der und seines Weibes: daun muß er eine schwerere Strafe, als du selber wünschest, erdulden für sein schlimmes Unternehmen; er muß sehen, wie ich, die er so sehr geliebt, noch vor ihm sterbe. Wie könnte ich denn noch leben mit freiem Blicke gegen die an dern Frauen, wenn ich weder von meinem Manne, noch von meinem Pater ein Erbarmen finde mit allen meinen Bitten? Nein, dann bin ich nur geboren, um als Weib lind als Tochter unglücklich zu sein und Schmach zu dulden mit den Meinigen. Wenn er vielleicht nun auch einen scheinbar besseren Vorwand hatte, — ich Hab' ihm diesen genommen, — damals genommen, als ich mit dir die Prüfung bestand und Zcugniß ablegte Wider sein Beginnen. Du maebst ihm bei seiner Schuld die Verthei- digung leicht, wenn du die königliche Macht so groß, so wün- schenswerth.darstellst, daß man um ihretwillen selbst einen Eidam morden und gegen die Bitten seiner Kinder taub sein darf!"