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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe« und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 79. Sonnabend, den 11. November. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, kn halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1V Rgr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Rüm mer bis Lags vorher Vormittags S Uhr angenommm. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden, 8. November. Der Wachmannschaft der hiesigen Communalgarde ist gestern ein Befehl des Kommando zugegangen, des Inhalts, daß in Nachbarstaaten ein zu übereilter Gebrauch von der Feuerwaffe bei Tumulten durch die Bürgerwehren gemacht worden sei, und daß, um AehnlicheS zu verhüten, die Communalgarde zuerst nur das Bajonnet zu gebrauchen habe; und daß, wenn dies nicht ausreichend, erst die Feuer waffe eintreten solle, wobei jedoch genau darauf zu achten, daß Niemand ohne Kommando, wie das auch in Nachbarstaaten vorgekommen, feuere. DaS Bessere hat gesiegt. Die 1. Kammer hat das Wahlgesetz und das Gesetz, die Abänderung der Verfassungsurkunde betr. mit 32 gegen 10 Stimmen angenommen. Gegen die An nahme stimmten die in dieser Beziehung schon bekannten Herren: Graf Solms-WildenfelS, v. Schönberg-Niederrainsberg, Graf Schönburg, v. Poiern, v. Miltitz, Hohenthal-Püchau, v. Frie sen, v. Heinitz, v. Schönberg-Bibran, v. Sckön- burg-Purschenstein. — Wir rufen ein herzliches Glück auf! der neuen Ständewahl entgegen. — In der Sitzung der 2. Kammer am 7. Nov. fragte der Abgeordnete Wehner bei der Regierung an, wenn die interimistische Redaction der Leipziger Zeitung ihr Ende erreichen werde. Dies sei dringend zu wünschen, da diese Zeitung besonders neuerdings eine reactionaire Parteifarbe angenom men , die in einer LandeSzeitung durchaus nicht zu dulden sei und die den Ansichten der Regierung, wie man wisse, durchaus nicht entspreche. Preußen. Berlin, 6. Nov. Mit der Mi- nisterkrisiS ist eS noch beim Alten. Die Kammer beschäftigte sich heute in Ermangelung andern De- Dritter Jahrgang. rathungsstoffeS ausschließlich mit Anhören deSPe- titionSverichtS. Die Bänke waren leer. Wmig über die Hälfte der Mitglieder war anwesend, und aus der Physiognomie der Versammlung hätte ein mit den Ereignissen der vorigen WocheUnbekannter schwerlich darauf schließen können, daß dieselbeVer- sammlung vor wenigen Tagen sich in Permanenz erklärt hat und nahe daran gewesen ist, die Regie rung in die Hand zu nehmen. Von den etwa 10,000 bei der Versammlung eingelaufenm Gesu chen sind bis jetzt 145 erledigt. — Der Magistrat von Berlin hat behufs der Berathung der Grundprincipien einer neuen Ge meindeordnung, auf Mittwoch, den 22. d., einen am hiesigen Orte abzuhaltenden allgemeinen Städte tag ausgeschrieben und alle Stadtgemein den in der Monarchie eingeladm, an demselbm durch mit Vollmacht versehene Abgeordnete theil- zunehmen. Berlin, 8. Nov. (Morgens). In wenigen Stunden werden Graf Brandenburg (geboren im Jahre 1789, Sohn Friedrich Wilhem H. und der Gräfin Döhnhoff) und der bisherige Ministerial- Director v. Manteuffel sich der Nationalversamm lung als Minister vorstellen und verlangen., daß die Versammlung sich auf 14 Tage vertage und sodann in Brandenburg wieder versammle. — Seit 6 Wochen ist jedem der in Berlin und der Umgegend einquartierten Bataillone ein Detache ment Pioniere beigegeben, welche mit Aertrn Md andern geeigneten Gerüchen versehen find, und deren Bestimmung ist, im Falle eines Straßenkam- pfeS dieZwischenwände der Häuser zu durchbrechen, denn man will den Barrikaden nicht mehr aus den Straßen, sondern innerhalb der Häuser begegnen. — DaS Ministerium Brandenburg ist gebildet. Die provisorische Leitung hat der genannteGenrral