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herbeschieden, um Ausschlüsse über die Stimmung der Provinzm zu geben. Man spricht von einem Anleihen, welches Louis Napoleon machen will, um ein großes Haus zu bildm. Als er neulich in die Nationalversammlung trat, hatte sich ein Haufe Volks an den Thüren versammelt, um ihn zu huldigen. Schweiz. In Freiburg ist der Pfaffen aufstand im Keime erstickt worden. Nirgends zeigt fich mehr eine Spur von Widerstand. Die Trup pen kehren größtentheils wieder in ihre Hrimath zurück. Hamburg, 25. Ott. Ein Privatschreiben aus Stettin bringt die Mittheilung: der Kaiser von Rußland habe mit den Tscherkeffen Frieden ge schlossen ! Wenn sich dieses realisirt, so ist die Ab sicht Rußlands nicht mehr zu verkennen, eine Hee- reSmacht von 2—300,000 Mann in den Donau ländern aufzustellen, um gegen den Westen Euro- pa's agiren zu können und die Freiheit zu unter drücken. Würden Deutschlands Fürsten und Füh rer von eben solchem Geiste beseelt sein, wie dessen Völker, so hätten wir diese nordische Macht nicht zu fürchten; aber leider bieten die Fürsten dem De spoten an der Newa selbst die Hand zum Eindrin gen in Deutschland!—Hat ja nach der Breslauer Zeitung der Gouverneur von Krakau der Deputa tion mit dem Einrücken der Russen gedroht! Das hat der Diener eines deutschen ReichSfürstcn ge- than, dessen Oheim die höchste Würde im deutschen Reicke bekleidet. Schleswig, 27. Oct. Es sind Hierselbst Nachrichten eingegangen, wonach anzunehmen steht, daß in England jede Flagge der schleswig- holsteinschen Schiffe, wenn nur nicht die schwarz- roth-goldene, eine bereitwillige Anerkennung finden wird. Bruchstück aus der Rede des Abgeord neten Vogt in der österreichischen Frage. „Meine Herren, verkennen Sie die Gefahr nicht, welche in dem jetzigen Augenblick droht. Der Kaiser ist entflohen mit seiner Escorte. Wo hin wendet er sich? Nach Ollmütz! Und die Russen conccntriren sich bei Krakau, und der rus sische Gesandte läßt seine Noten fliegen nach Un garn; er droht mit dem Einmarsch in Galizien und Ungarn, wenn die Ungarn sich nicht vom deutschen Boden zurückziehen. Meine Herren, diese Zärtlich keit Rußlands für den deutschen Boden, der Um stand, daß Rußland Deutschland zu beschützen sucht, während unsere Centralgewalt den deutschen Boden den Kroaten preiSgiebt; meine Herren, dieses deutet auf etwas Anderes hin, darauf, daß man Seitens dieser Camarilla die Vereinbarung mit der russischen Knute beabsichtigt. Wahrlich, meine Herren, in diesem Augenblick ist Gefahr für das deutsche Ele ment vorhanden. Sie haben sich theikweise in den letzten Tagen dafür ausgesprochen, Sie wollten darum Oesterreich eine besondere Stellung anwei sen, weil Sie die deutschen Interessen an die Sn- linamündung beschützen wollten, und während Sie so sprachen- wollten Sie zugeben, daß der Panstä- viömuS Ungarn überwältigt, und daß die Donau von Preßburg an unter dem Czaar von Rußland flehe? Das, meine Herren, wird die Folge settr vom Zögern und Vie weitere Folge, daß Zustände eintreten, die ich gern mit einem Schleier bedecken möchte. Die Bewegung in Oesterreich für die Freiheit wird dann von Neuem unterdrückt und zwar mit der Gewalt der Waffen. Meine Herren, machen Sie nicht, daß auch für Oesterreich der traurige Spruch wahr werde, der in Deutschland längst wahr gewesen ist, der Spruch deS Dichters: „ES lst in Deutschland keine Stadt, Kein Dörflein, dessen stille Huth Richt einen alten Kirchhof hat, Darin ein FreiheitSmärt'rer ruht/' Machen Sie nicht, daß dies auch in Oesterreich Geltung bekomme." Leider, ja leider ist Aussicht dazu vorhanden, durch die unverzeihliche Gleichgültigkeit der Natio nalversammlung in Frankfurt, welche mit größter Ruhe der Zerstörung der Hauptstadt Deutschlands und mit ihr dem Sturze des DeutschthumS in Oesterreich zusieht.. War schon vorher die Hoff nung auf Frankfurt schwach geworden, so ist sie jetzt total vernichtet. Wenn em Windischgrätz der von der Centralgewalt abgesendeten Deputation antwortet: Ich habe meine Instruction und erkenne über sie keine Centralgewalt an, so ist dadurch nicht allein die deutsche Nationalversammlung sammt Reichsverweser, sondem zugleich ganz Deutschland verhöhnt und beschimpft, und bleibt dieser Schimpf ungeahndet, so möchte man glaubm, das Reicheministerium und die österreichische Ca marilla spielen unter einer Decke. Vermischtes. In Bezug auf den durch das Reichsministe rium hervorgerufenen preußischen Ministe- rialerlaß, daß die Regierungen über die poli- tischenVereine berichten sollen, wurde im Bres lauer Demokraten-Provinzialcongreffe beschlos sen, jeder Verein möge auf vorhergehende Auffor derung hiergeoen als gegen einen Eingriff in das Associationsrecht protefiiren, dagegen aber erklären, es scheine, die Regierung wolle den Willen der Mehrheit des.Volks ermitteln, um sich demselben zu figen, deshalb werde die Mitgliederzahl mitge- theilt, um die Ueberzeugung zu gewähren, daß die Mehrheit deS Volks demokratisch ge sinnt sei.