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68 welcher der Gewaltherrschaft eines Pompejus Widerpart halten und den Vorkämpfer der Aristokratie abgeben konnte, sofern er sich auf einen nicht minder großen Ruhm, als bedeutenden Einfluß, zu stützen vermochte. Allein Lucullus zog sich von dem politischen Schauplatz vollständig zurück. Er that es entweder, weil er die Krankheit des Staates als eine unaufhaltsame erkannte, oder— nach einigen Schriftstellern, — weil er des Ruhmes satt war und deßhalb nun nach so vielen Kämpfen und Anstrengungen, die nicht eben das glücklichste Ende nahmen, auf ein möglichst leichtes und genußreiches Leben verfiel. Manche loben an ihm die Veränderung, die ihm das traurige Schicksal eines Marius ersparte, der nach seinen cimbrischen Siegen, nach all diesen glorreichen und großen Erfolgen sich trotz seiner hohen, beneidenswerthen Ehren dennoch keine Ruhe gönnen wollte, sondern in seinem unersättlichen Hange nach Ruhm und Herrschaft selbst noch als Greis sich gegen junge Männer in politische Kämpfe einließ, aber dadurch nur in schreckliche Handlungen und in Leiden hineinrannte, die noch schrecklicher waren, als die Handlungen selbst. Auch Eicero, sagt man, würde ein glücklicheres Alter gehabt haben nach der Bän digung Eatilina's, und ebenso Scipio, nachdem er Numantia an Kar thago angereiht, — wenn er alsdann aufgehört hätte. Nachdem man „in der Runde"*) gesiegt, nehme auch in der Politik Alles zu letzt ein Ende; bei politischen Kämpfen sei es nicht anders, als bei denen der Athleten; wenn die jugendliche Kraft und Frische Nachlasse, so mache sich dieß fühlbar. Solchen Urtheilen gegenüber verhöhnten dagegen ErassuS' und PompejuS' Anhänger den Lucullus, daß er sich dem Vergnügen und der Verschwendung hingegeben hätte, als ob nicht ein schwelgerisches Lebe» für einen Mann in diesen Jahren noch viel unpassender wäre, als Politik zu treiben und ein Kommando zu führen! Cap. 39. Man kann demnach in Luculls Leben, wie in einer alten Komödie, -> Die Athleten pflegten die vier großen Kampfspiele in Griechenland, die olympischen, pythischen, nenieischen und isthmischen, nach einander zu besuchen.