65 den zehn Abgesandten getroffenen Anordnungen eine Beachtung zu schenken. PompejuS verhinderte dieß sogar durch ausdrückliche Or donnanzen, und bei der größeren Vollmacht, die er besaß, mußte man wohl seine Nähe fürchten. Dennoch beschlossen die näheren Freunde, beide Männer zusam- menzuführen. Die Zusammenkunft fand in einem unbekannten Dorfe GalatienS statt. Sie begrüßten sich dabei freundlich und beglück wünschten sich gegenseitig über ihre erfochtenen Siege. Der ältere von ihnen war LuculluS; dagegen war die Stellung des Pompejus eine höhere, weil er schon öfter ein Kommando geführt und zwei Tri umphe gefeiert hatte. Jedem gingen Lictoren voran mit Lorbeer an den Fascen — wegen der Siege. Da jedoch Pompejus einen langen Marsch durch wasserlose, beiße Gegenden gemacht hatte, so waren die Lorbeerzweige, welche die Fascen umschlangen, vertrocknet. Kaum bemerkten dieß Luculls Lictoren, als sie sogleich denen des andern Generals auf's freundlichste von ihren eigenen mittbeilten, weil sie selbst frische, blühende Zweige hatten. In diesem Vorfall fanden die Freunde des Pompejus eine günstige Vorbedeutung; denn in der Thal wurde sein Kommando nur durch die Tbaten des Vorgängers so berühmt. Die Unterredung selbst hatte keine friedliche Verständigung zur Folge. Im Gegentheil waren sie einander noch mehr entfremdet, als sie wieder binweggingen. Pompejus erklärte alle von LuculluS aus gegangenen Verordnungen für aufgehoben und entführte ihm fast alle Soldaten, indem er ihm nur noch sechzehnbundert Mann zur Mit feier des Triumphes übrig ließ, — und selbst diese folgten ihm nur ungerne! So ungeschickt oder unglücklich war LuculluS gerade in der Sache, die bei einem Oberkommando die allererste, allerwichtigste ist. Hätte er dieses Eine noch besessen neben seinen andern, so hohen und bedeutenden Eigenschaften, neben seiner Tapferkeit und Sorgfalt, seinem Verstände und seiner Gerechtigkeit, so hätte die römische Herr schaft zur asiatischen Gränze nicht den Euphrat erhalten, sondern die entferntesten Punkte und das byrkanische Meer. Denn während die anderen Völkerstämme schon zuvor von TigraneS besiegt waren, stand zugleich die parthische Macht unter LuculluS noch keineswegs auf der Höhe, wie sie sich unter Crassus darstellte. Auch ihre innere Festig- Plutar». XV. 5