60 Cap. 33. Bis hieher, könnte man sagen, hatte Lucullus auf allen seinen Zügen das Glück zur Begleiterin. Aber von jetzt an war eS, wie wenn ihm der Wind auSgegangen wäre. Er mußte Alles erzwingen und stieß dabei auf allen Seiten an. Zwar bewährte er immer noch die Tapferkeit und ausharrende Geduld eines guten Feldherrn, aber seine Handlungen fanden keine Anerkennung, keinen Dank mehr; viel mehr kam es nahezu dahin, daß er selbst seinen früher erworbenen Ruhm durch seine Unglücksfälle und unnütze Streitigkeiten wieder verlor. Zu den Ursachen dieser Erscheinung lieferte er selbst nicht die unbedeutendste; Venn er war unfähig, sich bei der Soldatenmaffe ge fällig zu zeigen. In Allem, was nach den Wünschen deS Untergebe nen geschah, fand er eine Herabwürdigung und Auflösung der befeh lenden Stellung. Und was dgs Wichtigste war: seine Natur erlaubte ihm nicht einmal, gegen Männer von Einfluß und gleichem Range sich fügsam zu erweisen; er verachtete sie alle und erkannte ihnen im Vergleich mit seiner eigenen Person nicht 5ie geringste Bedeu tung zu. Dieß waren die Schattenseiten, welche man von LuculluS, neben allen seinen sonstigen Vorzügen, berichtet. Denn er war, so viel man weiß, ein stattlicher, schöner Mann, dabei ein tüchtiger Redner und zeigte auf dem Forum, wie in dem Lager, einen gleich großen Verstand. Sallust berichtet nun, daß seine Soldaten gegen ihn sogleich beim Beginne des Kriegs in ihre mißliche Stimmung hineingerathen seien, weil sie bei Äyzikus und dann wieder bei AmisuS zwei Winter nacheinander im Lager zubringen mußten. UebrigenS waren sie auch über die andern Winter verdrießlich. Denn entweder mußten sie in Feindesland überwintern, oder bei den Bundesgenossen unter freiem Himmel in Zelten wohnen; in eine griechische und befreundete Stadt ließ Lucullus seine Armee nicht ein einziges Mal einrückcn. Für diese GemüthSlage der Truppen lieferten nun die Demago gen von Rom aus noch die wesentlichsten weiteren Vorwände, indem