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45 braucht man lediglich zum Opfern; außerdem laufen sie frei und ledig in der Gegend herum. Als Kennzeichen ist ihnen die Fackel der Göt tin aufgedrückt. Auch ist es nicht eben leicht und erfordert kein ge ringes Geschäft, eine oder einige von ihnen einzufangen, wenn man ihrer benöthigt ist. Als nun das Heer den Euphrat überschritten hatte, kam eine von diesen Kühen zu einem Felsen, der, wie man glaubte, der Göttin heilig war, von selbst heran, blieb dort stehen, senkte den Kopf nach unten, wie wenn sie mit einem Strick niederge- zvgen wäre, und bot sich also dem Lucullus selbst zum Opfer dar. Dieser opferte auch dem Euphrat einen Stier, zum Dank für den glücklichen Stromübergang. Den Rest des Tages ließ er die Truppen ausruhen; dagegen am nächsten und an den folgenden Tagen rückte er durch die Provinz Sophene*) vorwärts, ohne deren Bewoh nern ein Leid zuzufügen, weil sie zu ihm herbeikamen und das Heer freundlich empfingen. Ja, als die Soldaten ein Castell, in welchem man bedeutende Geldsummen vermuthete, einzunehmen Lust hatten, sagte er zu ihnen: „dort ist das rechte Castell, das wirerstürmen müs sen!" (und dabei deutete er auf das in der Ferne gelegene Taurus gebirge;) „was hier ist, bleibt für die Sieger aufgehoben!" Er machte nun angestrengte Märsche, überschritt den Tigris und brach in Armenien ein. Cap. 25. Der Erste, welcher dem TigraneS die Nachricht von Lucullus' Anrücken überbrachte, empfing einen schlechten Lohn; eS wurde ihm der Kopf abgeschlagen. Somit sprach Niemand mehr davon, sondern TigraneS blieb ganz ruhig sitzen, ohne auch nur zu ahnen, daß er von den Flammen des Kriegs bereit« umgeben war. Statt dessen hörte er Redensarten an, wie sie ihm wohl gefielen: „Lucullus müßte ein großer Feldherr "l Sophene, noch heutzutage „Zoph" genannt, gehörte zur syrischen Provinz Kommagene. Ta nru« ist ein «rdikg», da« in Kilikien am mittel, lindischen Meere beginnt, nordöstlich nach Armenien lstuft, und sich dann unter verschiedenen Namen durch da« ganze nördliche Asten forrsetzt.