38 Diese Gemeinschuld war noch eine Folge von den zwanzigtau send Talenten, um welche Sulla die Provinz Kleinasien bestraft hatte. Man hatte es jedoch den Darleihern schon zwiefach heimbezahlt, weil eS von denselben durch die Zinsen bereits auf 120,000 Talente*) hinaufgetrteben war. Und nun erhoben sie wegen der gräßlichen Behandlung, die sie erfahren hätten, zu Rom ein großes Geschrei gegen Lucullus. Mit ihrem Geld brachten sie auch einige Dema gogen gegen ihn auf die Beine; denn es waren einflußreiche Leute; auch hatten sie gar Manchen, der an der Regierung betheiligt war, durch Anlehen von sich abhängig gemacht. Indessen fanv LuculluS seinen Lohn nicht nur in der Liebe der Gemeinden, denen seine Maßregeln zu Gute kamen, sondern er wurde ein Gegenstand der Sehnsucht auch für andere Provinzen, weiche das Land glücklich priesen, wo ein solcher Mann an der Spitze stand. Cap. 21. Appius Claudius**), den man zu Tigranes abgesandt hatte, (derselbe war ein Bruder von Luculls damaliger Gattin) wurde zuerst von den königlichen Wegführern in allerhand Zirkeln und Krümmun gen einen ganz unnöthigen, viele Tage langen Weg durch das Hoch land geführt, bis ihm endlich ein syrischer Freigelassener die gerade Straße anzeigte. Jetzt verließ er den genannten weitschweifigen und abgefeimten Weg, gab den fremdländischen Führern frischweg den Abschied, setzte über den Euphrat und gelangte dann binnen weniger Tage nach Antiochien ***) „bei Daphne." Nach erhaltenem Befehl mußte er hier auf Tigranes warten, *) 20,000 Talente betragen schon bei 26 Millionen Thal»! 120,000 Talente aber gegen >54 Millionen- ") Appius Claudius, oder ClodiuS, wurde nachher als DolkStribun durch seine Händel mit Cicero bekannt und jUleht von seinem Gegner Milo er mordet. Antiochien „bei Daphne" war die Hauptstadt de« syrischmakedoni- schen Reich«, das damals unter Tigranes stand. „Daphne" war ein nalielie- gender kleiner Flecken und als Orr der sinnlichste» Ausschweifungen sehr be kannt.