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29 Bei der Ueberlegenheit der Feinde an Reiterei fürchtete sich Lucullus nun vor den Ebenen; aber ebensowenig hatte er Lust, in das GebirgSland vorzurücken, weil dieses weit ausgedehnt, wäl- derreich und unwegsam war. Glücklicherweise wurden einige Grie chen, die fick in eine Höhle geflüchtet hatten, zu Gefangenen ge macht und der älteste von ihnen, ArtemidoruS, versprach dem Lu- culluS, als Wegweiser zu dienen und ihn auf einen Punkt zu bringen, der für das Heer alle Sicherheit biete und eine Art von Kastell bilde, das Kabira beherrsche. Lucullus glaubte ihnen; er ließ daher mit Einbruch der Nacht eine Anzahl Feuer anzünden und dann abmarschiren. Nachdem er unangefochten die engen Punkte passirt hatte, besetzte er den Platz und zeigte sich am frühsten Morgen in seiner neuen Stellung über den Feinden, indem er sein Heer gerade Post» fassen ließ in einer Oertlichkeit, die ihm, wenn er einen Kampf wünschte, die Annäherung an den Feind leicht ermöglichte, während sie ihn zugleich vor jedem Anfall sicherte, wenn er ruhen wollte. Zwar hegte nun keiner der beiden Theile die Absicht, schon im jetzigen ^Augenblicke eine ernstliche Schlacht zu wagen. Da geschah es aber, wie man erzählt, daß die Königlichen einmal einen Hirsch verfolgten. Die Römer, welche auf sie stießen, such ten ihnen den Rückweg abzuschneiden. Dadurch geriethen sie an einander und schlugen sich herum, während beiderseits immer mehr Leute dazukamen. Endlich gewannen cs die Königlichen. Als aber die Römer auf dem Walle die Flucht der Ihrigen bemerkten, schmerzte eS sie tief, und sie liefen massenweise zu Lucullus, baten ihn, an ihre Spitze zu treten, und forderten ihn aus, den Befehl zur Schlacht zu geben. Allein nach Lucullus' Absicht sollten sie lernen, von welchem Werthe in einem kriegerischen Kampfe und in der Gefahr die Anwesenheit und das Auge eines verständigen Füh rers sei. Deßwegen gebot er ihnen, ganz ruhig zu bleiben. Er selbst ging allein in die Ebene hinab, und befahl den ersten Flücht lingen, denen er begegnete, stehen zu bleiben und mit ihm umzu- ketnen. Sie geho'chten. Auch die Andern machten Kehrt und