21 Cap. 10. Augenscheinlich stärkte auch der Himmel selbst den Muth der Kyzikener, deren Tapferkeit ihm wohlgefiel. Er that cs neben anderen offenbaren Wunderzeichen namentlich durch Folgendes. Als das Fest der Pherephattien *) nahe bevorstand, fehlte es ihnen an einer schwarzen Kuh zum Opfer, weßhalb man eine solche aus Teig verfertigen ließ und diese an den Altar stellte. Die ge weihte Kuh selbst, welche man für die Göttin heranzog, hatte, wie alles sonstige Vieh der Kyzikener, seine Weide an dem jenseitigen User. Allein an eben jenem Tage trennte fie sich von der Heerde und schwamm ganz allein zur Stadt herüber, wo sie sich nun selbst zum Opfer darstellte. Ferner erschien die Göttin auch dem Volksschullehrer Anaxa- goras im Traume und sprach: „jetzt bin ich da und bringe den Pfeifer aus Libyen gegen den Trompeter aus Pontus. Sag' also den Bürgern: sie sollen Muth fassen!" Alles wunderte sich in KyzikuS über diese Worte, als mit Tagesanbruch von allen Seiten der ein Sturm**) sich erhob, der das ganze Meer in Wallung versetzte. Die Maschinen des Königs, welche hart an den Mauern stan den, — bewunderungswürdige Arbeiten des Nikonides aus Thessalien, — ließen durch ihr Knistern und Krachen zuerst ahnen, was be vorstand. Hierauf brach ein ungeheurer Orkan aus Süden loS, welcher in wenigen Augenblicken nicht nur die anderen Maschine rien, sondern namentlich auch den hölzernen Thurm, dessen Höhe hundert Ellen betrug, mit Einem Stoße darniederwarf. Ferner erzählt man, daß vielen Bewohnern von Jlium Athene im Traume erschienen sei, — triefend von Schweiß und ihnen zugleich ein Stück ihres Schleiers zeigend, das zerrissen war; und «) Dieß war ein Fest der Proserpina, als Schuhgöttin der Stadt Kyjiku«, die ihr — nach Appian — von Jupiter zur Mitgift gegeben worden war. »§> Ließ war somit der „Pfeifer au« Libven", wie unter dem „Trom peter au« Pont»«" der Nordwind zu verstehen ist.