80 indem man vielmehr bei dieser Absicht schon die Schwelle des eigenen Hauses nur mit gesammeltem Gemnthe verlassen solle: ebenso glaubte auch Numa, daß die Bürger nichts Religiöses nur so beiläufig und gleichgültig anhören und ansehen dürsten. Nein, sie sollten dabei von allem Andern feiern und ihren Geist fest auf eine fromme Handlung gerichtet halten, weil cs die wichtigste Handlung sei. Alles Geräusch, Lärmen, Fluchen, und was derartiges die nothwendigcn und hand werksartigen Geschäfte begleitet, sollte bei ihnen während jeder heiligen Verrichtung von den Straßen entfernt bleiben. Eine Spur davon hat sich bis ans den heutigen Tag erhalten. Wenn ein höherer Staats beamter mit Augurien oder Opfern beschäftigt ist, so wird laut ansgc- rufen: «ckwo nxs», ein Wort, welches bedeutet: „treibe nichts an deres!" und dessen Zweck ist, Alle, die zufällig in der Nähe sind, zur Aufmerksamkeit und in die Ordnung zu weisen. Auch sonst waren viele seiner Befehle den Anweisungen des Py thagoras ähnlich. Von diesem war es verboten, auf einen Chönix*) zu sitzen, mit einem Schwert durch das Feuer zu hauen, beim Antritt einer Reise sich umznkehrcn; ferner sollte man den Göttern im Himmel Opfer in gerader Zahl schlachten, den unterirdischen in ungerader Zahl, — lauter Dinge, deren tieferen Sinn man vor der Menge verborgen hielt. So haben auch von Nnma's alten Gesetzen manche einen ver borgenen Sinn, z. B. daß man den Göttern keinen Wein von unbe schnittenen Rebstöcken zur Spende weihen und kein Opfer ohne Mehl darbringen soll; auch soll man sich bei der Adoration umdrehen und nach derselben niedcrsetzcn. Die beiden ersten Vorschriften scheinen offenbar die Cultivirnng des Bodens zu besichtigen, waS Numa gleichfalls als einen Theil der frommen Gesinnung betrachtet. In dem Umdrehcn bei der Anbetung findet man eine Darstellung der Weltbewegung; doch hat eine andere Erklärung noch mehr Wahrscheinlichkeit. Da die Richtung der Tempel gegen Osten sieht, so ist man beim Anbeten zunächst nicht in der Linie Der „Chönix", welchen Plutarch nennt, war der achtundvierzigste Theil eines attischen SchefsclS und faßte soviel, als man siir die Tagclost eines Menschen rechnete. Der Sinn dieses Verbots wird auf mancherlei Weise gedeutet; die einfachste Deutung wird wohl, wie meistens, die beste sein.