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78 In Numa's achtem Regierungsjahre müthete eine pestartige Krank heit, die in Italien herumging, auch zu Rom. Es herrschte die tiefste Niedergeschlagenheit, als plötzlich, wie man berichtet, ein eherner Schild vom Himmel hernicderfuhr und dem Numa in die Hände fiel. Ueber diesen Schild erzählte nun der König gar wunderbare Dinge, die er von Egeria und den Musen erfahren haben wollte. „Dieses Waffen stück sei gekommen, um die Stadt zu schützen, und man müsse es sorg- sültig ausbewahren, indem man noch elf andere Stücke von völlig gleicher Gestalt, Größe und Form machen lasse, damit es bei der Aehnlichkeit aller unter einander für einen Dieb unmöglich sei, gerade den von, Himmel gefallenen Schild herauszufiuden. Auch solle mau den Musen jenen Platz sammt den umgebenden Wiesen, wo sie so oft zum Umgänge mit ihm sich eiusünden, als Eigenthum weihen. End lich solle man die Quelle, welche auf diesem Platz entspringe, für ein heiliges Wasser erklären, das den Vestalinnen gehöre, damit sie dort alle Tage ihren Bedarf für die Reinigung und Besprengung des Tem pels holen könnten." Für diese Angaben legte auch der Umstand ein Zeugnis? ab, das; die Krankheit urplötzlich aushörte. Numa stellte den Schild nun öffent lich aus und forderte die Künstler zu einem Wettstreit aus hinsichtlich der Nachbildung desselben. Allein keiner wagte sich an die Sache, außer Veturius Mamurius, einer der bedeutendsten Männer des Ge werbestandes. Dieser erreichte so sehr den höchsten Grad der Aehnlich keit und verfertigte alle so vollkommen gleich, daß sogar Numa sic nicht mehr zu unterscheiden vermochte. Für diese Schilde stellte er jetzt als Hüter und Diener die salischen Priester auf. Salier wurden sie ge nannt, — nicht wie Einige fabeln, von einen; Mann aus Samothrakc oder Mautinea, Namens Salius, der sie zuerst den bekannten Waffen- tanz gelehrt haben soll, sondern vielmehr von dem sprungartigen Tanze selbst, den sie bei ihrem Zuge durch die Stadt aussühren, wenn sie im Monat Mürz die heiligen Schilde an den Arm nehmen, mit purpurnen kurzen Röcken augethan. mit breiten Binden aus Erz darüber mugür- tct, eherne Helme auf dem Haupte und mit kleinen Dolchen an die Waffen schlagend. Alles Andere bei diesem Tanze ist Sache der Füße. Man sieht mit Vergnügen ihre Bewegungen au, bei denen sie in raschem Takte verschiedene Wendungen und veränderte Stellungen ausführen,