76 Cap. 12. Die Pontifices haben auch die altherkömmlichen Vegräbnißgc- bräuche auf Verlangen zu erklären. Denn nach Nnma's Anweisung hat man in derartigen Dingen keine Verunreinigung zu erblicken; man soll vielmehr auch die Götter des Jenseits in vorgeschriebener Weise ehren, weil sie den edelsten Theil von uns bei sich aufnehmen. Ganz vorzugsweise soll man dies; der sogenannten Güttin Libi tum thun, welches die Wächterin ist über die heiligen Pflichten gegen die Todten. Vielleicht versteht man darunter Proserpina, vielleicht, und noch wahrscheinlicher, nach der Annahme der gelehrtesten römischen Forscher, Aphrodite, indem man nicht ohne gute Gründe Geburt und Tod mit der Wirkung der gleichen Göttin in Verbindung bringt. Numa war es auch, der über die Trauer, hinsichtlich des Alters und der Zeit, Bestimmungen gab. Bei einem Kind z. B. sollte man gar nicht trauern, wenn es noch jünger als dreijährig war, und auch wenn es älter war, nur so viele Monate, als es Jahre gelebt hatte, bis ans zehn Jahre. Weiter sollte sich die Trauer überhaupt bei keiner Altersstufe ausdehnen. Ihr höchstes Zeitmaß durfte also zehn Monate umfassen, und so lange sollte auch die Frau eines Verstorbenen im Wittwenstande bleiben. Wenn Eine sich früher wieder verheirathcte, so opferte sie nach Nnma's gesetzlichen Vorschriften eine trächtige Kuh. So wurden von ihm noch viele andere priesterliche Dienstämter eingerichtet, von denen ich nur zwei erwähnen will, das der Salier und das der Fetialen, welche ganz besonders die Frömmigkeit dieses Mannes an den Tag legen. Die Fetialen sind eine Art von Wächtern des Friedens und ha ben , wie mir scheint, von ihrer Bestimmung auch ihre Benennung er halten. Sie suchten jede Streitigkeit auf dem Wege des Wortes zu verhindern und duldeten den Beginn eines Feldzugs nicht früher, als bis jede Hoffnung einer rechtlichen Entscheidung abgeschnitten war. Auch die Griechen nennen den Frieden „Eirene" (von „ero" sprechen), wenn sie ihre gegenseitigen Streifigkeiten nicht durch Gewalt, sondern durch das Wort zum Austrag brachten. Die römischen Fetialen be gaben sich oftmals zu der Partei, welche im Unrecht war, um sic per-