Vorwort. Die „römische Frage" beschäftigt — neben verschiede nen andern, welche noch immer ans Antwort warten — seit etlichen Zähren die politische Welt in einem hohen Grade; genau genommen thut cs „die römische Frage" seit mehr als dritthalb Jahrtausenden. Es mag daher wohl der Mühe wcrth sein, der ersten Quelle eines so gewaltigen Stromes nachzu spüren, welcher ebenso sehr durch seine wohlthätigen, befruch tenden Wirkungen, als durch die zerstörende Furchtbarkeit seiner Ucbcrschwcmmungcn in verschiedenen Zeiten merkwürdig geworden ist. Romulus und Numa heißen die ersten Be gründer einer Stadt, welche noch heute in gewissem Sinne ein Weltreich beherrscht. Ihre Größe verdankt sic zwei Fak toren, welche schon bei frühestem Beginn in der Person jener beiden Könige verkörpert vor dem Blicke des Betrachters zu stehen scheinen. In der ersten großen Hauptperiodc, der heidnischen, gründete sich die Macht Noms auf die Ge walt, welche mit dem Schwerte in der Hand eine Welt un terjocht; in der zweiten dagegen, welche noch fortdaucrt, all die Macht, die von der Religion, ihrem Cultus und ihren Formen auf die Gcmüthcr der Menschen ausgcübt werden kann. So liegen gleichsam die Typen der ganzen nachfolgcn- 1*