75 setzt man in eine Sänfte, welche von außen dicht verhüllt und mit Riemen verschnürt wird, so das; selbst ihre Stimme nicht mehr gehört werden kann. So trägt man sie über das Forum. Schweigend geht Jedermann aus dem Wege und begleitet sie lautlos in tiefster Trauer. Es gibt in der That kein anderes gleich schauderhaftes Schauspiel und keinen Tag, den die Stadt in solcher Betrübnist zubringt, wie diesen Tag. Ist die Sänfte an dem Orte angelangt, so machen die Diener die Bande los, der Oberste der Priester verrichtet einige geheimnistvolle Gebete, erhebt die Hände vor der letzten Noch zu den Göttern, läßt die Tiefverhüllte heraustreten, und stellt sie ans die Leiter, welche in das Gemach hinnnterführt. Sodann wendet er sich selber ab, und ebenso die anderen Priester. Ist sie hinuntergesticgen, so wird die Leiter weggenomiiien und das Gemach zugedeckt, indem man oben eine Masse von Erde herbeitrügt, so dast der Ort mit dem übrigen Damme wieder in gleicher Ebene liegt. Tuest ist die Strafe für die Vestalinnen, welche ihre geheiligte jungfräuliche Würde preisgcgebcn haben. Cap. 11. Numa soll ferner auch die Rotunde der Vesta gebaut haben, die das ewige Feuer zu dessen Behütung umgab. Er beabsichtigte hicmit nicht die Gestalt der Erde, die er etwa als Vesta auslegen konnte, bild lich darzustellen, sondern vielmehr die Gestalt des Universums, in dessen Mittelpunkt die Pythagorüer sich das Feuer gesetzt denken, wel ches sie denn auch Vesta und Einheit nennen. Die Erde ist nach ihrer Ansicht weder unbeweglich, noch in der Mitte der Weltumdrehung be findlich, sondern sie schwebt im freien Raume kreisförmig um das Feuer, ohne zu den edelsten oder ersten Theileu des Universums zu gehören. Das sollen auch die Ansichten Plato's in seinem höheren Alter über die Erde gewesen sein. Er setzt sie gleichfalls an einen andern Ort, wogegen er den hauptsächlichsten Platz im Mittelpunkte einem son stigen besseren Weltkörper zuerkennt.