53 Als die Römer diese Vorschläge vernahmen, ergriff sie eine gewisse Angst vor dem Kriege und zugleich glaubten sie an der verlangten Uebergabe der Frauen etwas zu erhalten, das ebenso wenig erbaulich war, als deren Gefangenschaft. In dieser Noch und Verlegenheit riech ihnen nun eine Sklavin, Namens Philotis, oder nach anderer An gabe, Tutola: — „sie sollten keines von Beidem thun, sondern durch Anwendung von List zugleich dem Kriege, wie der Auslieferung von Geißeln sich entziehen." Die List bestand nun darin, daß man die Philotis selbst und mit ihr noch andere hübsche Sklavinnen als freige borene junge Damen ausstaffiren und so zu den Feinden schicken solle; dann wolle Philotis Nachts eine Fackel als Signal erheben, damit die Römer mit bewaffneter Hand herankämen und die Feinde im Schlaf überfielen! Dieser Plan wurde ausgeführt, indem sich die Latiner beschwatzen ließen. Philotis hob die Fackel von einem wilden Feigen baum aus in die Höhe, verdeckte sie jedoch nach der Hinteren Seite mit Tüchern und Vorhängen, so daß die Flamme den Feinden unsichtbar blieb, während sie für die Römer vollständig Helle war. Sobald sie daher das Zeichen gewahrten, brachen sie unverzüglich in größter Eile aus ihrem Lager hervor, wobei sie — eben wegen der Eilfertigkeit — unter den Thoren einander vielfach mit Namen riefen. Sie über rumpelten die Feinde vollständig und überwältigten sie, weßhalb man noch jetzt dieses Fest als Siegesfest begeht. - Der Tag heißt vonas eapratinas und zwar wegen des wilden Feigenbaums, der bei den Römern eaxritioub heißt. Sie bewirthen dabei ihre Frauen außerhalb der Stadt, unter dem Schatten von Feigenlaubwerk. Die Sklavinnen aber gehen herum, sammeln ein und treiben hie bei allerhand Scherz; dann schlagen sie einander, oder werfen ein ander mit Steinen, um auzudeuten, daß sie auch damals auf Sei ten der Römer gestanden und diesen im Kampfe wacker beigestan den hätten. Diese Erklärung finden übrigens nur wenige Schriftsteller zu lässig. Vielmehr scheint die Sitte, daß man das Anrufen mit Namen nach Tagesanbruch stattfinden läßt und zu dem Ziegensumpfe hinzieht, um dort zu opfern, mehr für die erstere Auslegung zu sprechen. Die einzige Möglichkeit wäre in der That, wenn beide