51 Ueberhaupt fabelt man noch manches Unwahrscheinliche ähnlicher Art, um das Sterbliche unserer Natur auf das Niveau der Gottheit hinaufzuschivindeln. Freilich wäre es frevelhaft und in hohem Grade unedel, der Tugend ihre göttliche Würde vollständig abzusprechen; aber die Erde mit dein Hiinmel zu vermengen, bleibt dennoch eine Thorheit. Lasse man es also und halte nur fest an der sicheren Wahr heit, das; — nach Pindar „Zwar der Leib dem Tode folgt, der da Macht hat über Alles, Doch lebendig noch ein Bild »ns'rcs Daseins übrig bleibe;" denn dieß allein ist voll den Göttern. Es kommt von dorten und kehrt dorthin zurück, — nicht mit dem Leibe, sondern wenn es möglichst von dem Leibe befreit und getrennt ist, und rein geworden in allen Stücken, erlöst vom Fleische und geheiligt. Denn soch' eine Seele ist nach Heraklit's Bezeichnung eine „trockene" und darum die beste, und wie der Blitz aus der Wolke, zersprengt sie die Hülle des Körpers und schwebt empor. Welche aber mit dem Leibe vermengt und des Leibes innerlich voll ist, gleicht einem schweren, neblichten Dunste, kann nickt zum Lichte sich entzünden, noch sich emporschwingen. Man braucht also keineswegs die Leiblichkeit eines guten Menschen wider alle Natur gesetze in den Himmel hinaufzubefördern; dagegen darf man entschie den glauben, das; tugendhafte Seelen ganz in Gemäßheit ihrer Natur und der göttlichen Gerechtigkeit aus Menschen zu Heroen, aus Heroen zu Genien, aus Genien endlich — wenn sie, gleich wie bei den My sterien , vollständig gereinigt und geheiligt sind, auch allen Rest der Sterblichkeit und Leidenschaft von sich abgcthan, — alsdann nicht nach einem willkürlichen Staatsgesetze, sondern nach der Wahrheit und einer durchaus nur vernünftigen Entwicklung zu den Göttern emporgehoben werden und hier zum Lohn das schönste, seligste Ziel errungen haben. Cap. 29. Was den Namen Quirinus betrifft, den Romulus jetzt erhielt, so verstehen Einige darunter den Enyalios, d. h. den Krieasgott; 4*