Volltext Seite (XML)
49 feindselige Auslegung beimaßen, in Folge deren sie die Patricier in große Unruhe versetzten. Denn sie behaupteten böslicherweise: es sei eine Schurkerei, was man hier das Volk zu bereden suche; die Patri cier selbst seien die Mörder des Königs! Cap. 28. So trat denn nun ein Mann, der unter den Patriciern durch seine Geburt die erste Stelle eiunahm, durch seinen Charakter im höch sten Ansehen stand, dem Romulus selbst ein treuer, vertrauter Freund gewesen war, — ein Mann, welcher der albanischen Colonie angehörte, Julius Proculus, öffentlich auf das Forum, legte zuerst, indem er dabei die ehrwürdigsten Heiligthllmer berührte, einen feier lichen Eid ab, und erklärte sodann vor allem Volk: „daß ihm auf einem Wege, darauf er ging, Romulus von der entgegengesetzten Seite her erschienen sei; derselbe habe schön und groß ausgesehen, wie nie zuvor, und habe eine glänzende, feuerflammende Rüstung getragen. Er selbst, erschrocken über diesen Anblick, habe nun gesagt: „König, was ist dir doch widerfahren, oder was hast du gedacht, daß du uns in ungerechten, böswilligen Beschuldigungen, und die ganze Stadt verwaist, ja in unendlicher Trauer zurückgelassen hast?" Darauf habe Romulus geantwortet: „es war der Wille der Götter, Procu lus, daß ich so lauge Zeit unter den Menschen sein und dann nach Begründung einer Stadt, die zur größten Herrschaft, wie zum höchsten Ruhme bestimmt ist, wieder in dem Himmel wohnen sollte, von dannen ich kam. Sei fröhlich und getrost, und verkünde den Rö mern, daß sie Tugend und Mäßigkeit üben sollen neben der Tapfer keit , und dann werden sie zur höchsten Stufe menschlicher Macht ge langen. Und ich will ihnen gnädig sein, — ihr Schutzgott, — Quirinus!" Diese ganze Erzählung erschien nun den Römern glaubwürdig, theils überhaupt wegen des Charakters, den der Erzähler besaß, theils wegen seines Eides. Ja, cs schien sogar ein gewisses überirdisches Plutarch. XVII. 4