42 von Laurentum*), die auf der Reise nach Rom begriffen waren. Sie wollten denselben auf der Straße ihr Geld mit Gewalt abnehmcn, und da die Gesandten cs nicht hergaben, sondern sich wehrten, so ermorde ten sie dieselben. Eincsolche Frevelthat war zu entsetzlich, als daß nicht Romulus ans unverzügliche Bestrafung der Verbrecher Hütte drin gen sollen. Allein Tatius widersetzte sich und zog die Sache hinaus. Und dieß war bei ihnen der einzige Anlaß zu einem offenkundigen Zwiespalt. Außerdem blieben sie beide in der schönsten Ordnung und führten die Regierung möglichst gemeinsam und in bester Eintracht. Die Verwandten der Ermordeten aber, welche wegen Tatius durchaus nicht zu ihrem gesetzlichen Recht zu kommen vermochten, überfielen und tödteten ihn, als er in Lavinium, gemeinschaftlich mit Romulus, ein Opfer bringen wollte. Den Romulus dagegen, in welchem sie einen Mann der Gerechtigkeit erblickten, geleiteten sie unter Segenswünschen nach Hause. Letzterer ließ den Leichnam des Tatius zurückbringen und ehrenvoll bestatten. Er liegt neben dem sogenannten Armiln- strium**) auf dem aventinischen Berge. An die Bestrafung des Mor des aber schien Romulus durchaus nicht zu denken. Einige Schrift steller erzählen sogar, daß die Stadt Laurentum aus Besorgnis; vor den Folgen die Mörder des Tatius ausgeliesert habe; Romulus habe sie jedoch wieder in Freiheit gesetzt, indem er äußerte: „der Mord sei jetzt durch Mord gehoben!" Dieß veranlaßte nun allerdings einiges Gerede, sowie den Verdacht, daß es ihm ganz erwünscht gewesen sei, von seinem Mitregenten loszukommen. Von all' diesen Vorgängen vermochte indessen Nichts unter den Sabinern eine unruhige Bewegung oder gar einen Ausstand hervorzu rufen. Vielmehr war es bei einem Theile die Anhänglichkeit an seine Person, bei einem andern die Furcht vor seiner Macht, bei einem drit ten ein beinahe religiöser Respekt, was ihm ihre Treue und Bewunde rung für immer sicherte. Auch bei den Ausländern fand Romulus vielfache Bewunderung. ») Laurentum, alte Stadt in Latium; in der Nähe lag auch Lavinium , von der Gattin des Aeneas, LLvinia, so benannt. ' »") Ein großes Gebäude, worin am Ivtcn Oktober ein Fest zur „Wasfcnreinl- guug" gestiert wurde.