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37 denn noch jetzt nennt man die Stämme tribus nnd die Stamm- meister Tribunen. Jeder Stamm umfaßte ferner zehn Curien, welche, wie zuweilen behauptet wird, von jenen Frauen ihren Namen erhielten. Dieß scheint jedoch eine Unrichtigkeit zu sein; denn viele haben ihre Benen nung von Oertlichkciten. Uebrigens räumte man allerdings den Frauen gar Vieles ein, um ihnen eine Ehre zu erweisen, unter Anderem auch Folgendes: daß man auf der Straße sich erhob, wenn sie vorübergingen, — daß Nie mand in Gegenwart einer Frau etwas Unanständiges sagen durste, — daß man sich nicht nackt sehen ließ, bei Strafe, vor das peinliche Gericht gezogen zu werden, — daß ihre Kinder die sogenannte bull«.*) trugen, welche den Namen von ihrer Gestalt hat und einer Wasserblase ähnlich um den Hals hing; ebenso trugen sie die to^s. prastsxta. Die Könige berathschlagten sich nun in vorkommenden Fällen nicht alsbald gemeinschaftlich mit einander, sondern jeder that es zuerst mit seinen hundert Senatoren besonders, woraus sie erst eine allgemeine Versammlung veranstalteten. Tatius hatte seine Wohnung da, wo jetzt der Tempel der Mo- neta**) steht, Romulus neben der sogenannten „Treppe des schönen Ufers"***). Diese befindet sich an dem Punkte, wo man von dem palatinischen Berge in den Oireus maximus heruntersteigt. Hier soll auch der Kornelbaum gewesen sein, von dem die fol gende Sage geht. Romulus schleuderte einmal, um seine Kraft zu versuchen, eine Lanze, die einen Schaft ans Kornelkirschholz hatte, vom aventinischen Berg herunter. Die Spitze drang so tief in den Boden ein, daß trotz der vielfachsten Versuche Niemand im Stande war, sie wieder heraus zu ziehen. Das Holz steckte also in der Erde, die ihm *) Bulla, eine Halbkugel aus Gold- oder Silbcrblech, die von patricischcn Kin dern an einem Band am Halse getragen wurde; toga xraotorta, ein weißer Mantel, unten mit einem Purpurstreisen verbrämt, von jungen Leuten und MagistratSpersoncn getragen. "») Moncta, Beiname der Juno von verschiedenen wohlgemeinten Ermahnungen; nach einem solchen Anlaß kam es, daß daselbst die „Münze" stand, daher moaota auch diese Bedeutung erhielt. „Schönes Ufer", weil cS mit Steinen ausgemaucrt war.