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32 beten hatte, „was sie an dem linken Arme trügen." Nachdem Tatius ihr dieß zugestanden, öffnete sie Nachts eine einzige Pjorte und ließ die Sabiner herein. Und nun — wie es scheint — war es nicht Anti- gonus*) allein, welcher äußerte: „vorher liebe er einen Verräther, nachher hasse er ihn!" — auch Cäsar nicht, der über den Thrakier Rymitalkcs in ähnlicher Weise sagt: „er liebe die Verrütherei, den Verräther aber Haffe er"; dieß ist vielmehr gegenüber von solchen Schurken ein gewisses allgemeines Gefühl bei denen, die ihre Dienste brauchen, — gerade wie man das Gift und die Galle von etlichen Thieren braucht. Wenn man ihre Dienste gewinnen will, ist man freundlich gegen sie; aber man verabscheut ihre Schlechtigkeit, sobald man sie hat. Dieß war jetzt auch die Gesinnung des Tatius gegen Tarpeja. Er befahl den Sabinern, eingedenk der Uebercinkunft, ihr nichts vor- zucnthalten, was sie am linken Arme trügen. Dann war er selbst der Erste, der in dem gleichen Augenblicke die Spange von der Hand herunterzog und den Schild über sie hineinwarf. Alle thaten das Gleiche. So wurde sie mit dem Golde geworfen und unter den Schilden begraben, bis sie unter der Masse und Schwere erlag. Uebrigens wurde auch Tarpejus, in Folge einer von Romulns erhobenen Anklage, des Verraths für schuldig erkannt, — wie nach Juba's Angabe Sulpicius Galba berichtet, lieber Tarpeja selbst gibt cs auch noch andere Nachrichten. Ganz unwahrscheinlich klingt beson ders eine solche Nachricht, wornach sie eine Tochter des sabinischen Hecrsührers Tatius gewesen sei und, weil sie gezwungen wurde, Ro- mnlus Gattin zu werden, das oben Berichtete sür ihren Vater gethan und gelitten habe. Auch Anligonus hat diese Erzählung. Vollends unsinnig ist die Meinung des Dichters Simylus*), wornach Tarpeja das Capitolinm nicht an die Sabiner, sondern an die Gallier verrathcn haben soll, deren König ihr Herz gewonnen hatte. Seine Worte lau ten so: „Nah' Capitolium's Hügel — da hatte Tarpeja die Wohnung: Loch jetzt wurde für Rom Maucrvertilgeriii sic. ») Antigonus, Schriftsteller aus Euböa, zur Zeit des zweiten Ptolemaus. ») SimtzluS, unbekannter Lichter, der vielleicht der Zeit August's nahe stand.