29 Cap. 16. Die Sabiner waren ein zahlreiches und kriegerisches Volk. Sic wohnten in Flecken, die unbefestigt blieben, weil es ihnen, wie sic glaubten, anstand, ein hohes Selbstbewusstsein zu zeigen und keine Furcht zu haben, da sie eine Kolonie der Lakedämonier*) seien. Indessen sahen sic sich durch die thenerstcn Unterpfänder gebun den und waren in Sorgen um ihre Töchter. Sie schickten daher Ge sandte, welche nur billige und gemäßigte Forderungen machten. Ro- mulus sollte ihnen die Jungfrauen wieder herausgcbeu, die vorgesal- leue Handlung der Gewalt rückgängig machen und sodann auf dem Wege der Verhandlung und des Gesetzes ein freundschaftliches Vcr- wandtschastsverhältniß zwischen den verschiedenen Stämmen herbei führen. Allein Nomulus verweigerte die Herausgabe der jungen Frauen und forderte zugleich die Sabiner zur Annahme der gesellschaftlichen Verbindung auf. Nun brauchten die Meisten eine geraume Zeit zu ihren Berathuugen und Rüstungen. Aber Akron, König der Cäninen- ser, ein leidenschaftlicher und im Kriege höchst tüchtiger Alan», hatte schon die ersten kühnen Unternehmungen des Romulus mit argwöh nischen Blicken betrachtet und war durch den Streich hinsichtlich der Weiber nun vollends zu der Ueberzeugung gelangt, daß Romulus eine Gefahr für Alle sei und es daher nicht geduldet werden dürfe, daß er ohne Züchtigung bleibe. Er erhob sich daher schon vor den Andern zum Kriege und zog mit einer bedeutenden Streitmacht gegen ihn heran. Das Gleiche that Romulus gegen Akron. Als sie sich nahe genug gekommen waren, um sich zu sehen, for derten sie einander zum Kampfe heraus, wobei die beiderseitigen Heere ruhig unter den Waffen stehen bleiben sollten. Romulus that nun ein Gelübde, daß er, wenn er siege und seinen Gegner uicderwerse, dem Jupiter dessen Waffen darbringcn und widmen wolle. Und wirk lich blieb er Sieger und warf ihn zu Boden. *1 Zu Lylurg'S Zeiten soll eine Anzahl Unzufriedener ausgcwandert und nach Jta- en gekommen sein, wo sie sich zuletzt unter de» Sabinern nicderlicßcn.