Volltext Seite (XML)
461 Streitmacht—circa 6000 Mann — in das Zala- dercomitat eingebrochen, und über die Mur vorge rückt; Betanye und Cakaturn sind mit starken Armeecorps besetzt, die vereinigte Armee rückt über Aanischa nach Ofen vor. — Auch die Türken auS Bosnien und türkisch Kroatien sollen in's diesseitige Gebiet eindringen und schon Cettin besetzt haben. Fast sämmtliche Liniensoldaten in Ofen sind in das ungarische Freiwilligencorps übergetreten. Den noch Uebrigen wurde durch rasche Marschordre von dem charakterschwachen, der Kamarilla untergeord neten Bathyany der Uebertritt abgeschnitten. Die Wiener Freiwilligen sind mit Jubel empfangen worden. Man wird den Ban vorrücken lassen, um ihm dann den Rückzug abzuschneiden. — Nach eben eingetroffenen Nachrichten haben die Ungarn das Lager der Raizen bei Vracsegaj mit Sturm genommen. Baiern. Der 17. September wird in der Geschichte Baierns ein denkwürdiger Tag bleiben. An diesem Tage ist die er st e deutsch-katho lische Gemeinde in München zusammengetre- tcn. Obwohl die zu einer Versammlung der Deutsch- Katholiken angeheftete Einladung an allen Ecken herabgerissen worden war und man blutige Auf tritte fürchtete, hatte sich doch eine ungeheure Volks masse cingefunden; alle getroffenen Vorsichtsmaß regeln der Behörde waren umsonst. Die deutsch katholische Gemeinde ist gegründet, die Volksver sammlung abgehalten, und es ist nicht die geringste Störung vorgefallen. Italien. Messina, 7. Sept. Die Einnahme der Stadt durch die Neapolitaner nach einem 2 tägi gen Bombardement bestätigt sich. Dagegen erfor dern die Angaben, daß die Einwohner, nachdem die Neapolitaner, an Zahl 20,000 Mann, ihren Einzug in die Stadt gehalten, dieselbe unterminirt und ver lassen hätten, und daß ein großer Theil der Neapo litaner unter den Ruinen der Stadt begraben, die Einwohner aber später zurückgekehrt wären, und ein großes Blutbad angerichtet hätten, als sehr un wahrscheinlich, Bestätigung.' Ein australischer Brief.*) Klein-Osmont bei Adelaide in Südaustralien. Lieber K.! Seid Alle herzlich gegrüßt auS fernem Lande! Meinem Versprechen gemäß erhältst Du sogleich nach meiner Ankunft in der neuen schönen Heimath fol gende kurze Nachricht. Nach 19 langen Wochen auf See, wo wir Sturm und viele Unannehmlichkeiten zu ertragen hatten und wo °) Dieser, uns zur Benutzung für unser Blatt au« freundlicher Hand mitgctheilte Originalbrief eines Sach sen in Adelaide dürfte für Viele nicht ohne Interesse sein, indem er in gedrängter Kürze und kunstlosen Wor ten ein kleine« Bild von >enem Lande giebt. D. R. mir unter dem 23. Grad südlicher Breite in der Nähe von Brasilien ein kleines, gesundes Mädchen geboren wurde, warfen wir denn am 30. März in der Nähe des Leuchtschiffes von Adelaide Anker. Den 1. April waren wir in dem Hafen von Adelaide. Schaedlich, Sobels rc. kamen schon den 31. März an Bord. Alle waren gesund und wohl. Eine drei Tage lange Reise in das Innere des Landes (meine Frau blieb während dieser Zeit am Bord) machte mich einigermaßen be kannt mit demselben, was geschaffen, um noch viele Millionen Menschen zu ernähren und glücklich zu ma chen, nämlich durch Arbeit und Fleiß. Und zwar muß sich Jeder auf sich selbst verlassen, denn Arbeitskräfte sind blos durch schweres Gclv zu erlangen; außerdem, man bringt viele Tausend Thaler mit. Der arbeitende Mensch wird hier in kurzer Zeit ein wohlhabender Mann; dabei ist er frei, unabhängig und seine Men schenrechte werden ihm nicht geschmälert, wie in Deutsch land. Derjenige, welcher mit etwas Geld hierher kommt und denkt, er kann damit reich werden, ohne selbst zu arbeiten, der ist auf dem Holzwege; das sind gewöhnlich die Unglücklichen, die über dieses Land kla gen. Der geringste Arbeiter ist eben so hoch geschätzt, wie der sich vornehm dünkende; es ist kein Unterschied der Menschen; der Arbeiter steht mit dem Millionair in gleichem Range. Das edelste Gut des Menschen, die Freiheit im wahren Sinne des Worts, wird dem Menschen hier zurückgegeben, was in Deutschland nie möglich werden wird und wenn alle 34 Fürsten mit einem Male gestürzt würden. Gott allein ist un ser Beschützer, weiter kennt man hier Keinen über sich. Jeder Mensch, welcher diesen Druck fühlt und dabei Lust zu arbeiten hat, aber ja nicht hinter dem Schreib tische, der komme hierher und er wird sich glücklich fühlen; wer sich aber von den deutschen Bequemlich keiten nicht losrcißen kann, der bleibe ja zu Hause. Die geringsten Arbeiten muß man hier selbst machen; es ist aber keine Schande, wie bei Euch, weis sich Jeder selbst bedienen muß. Der Werth des Menschen wird nicht nach seinen Titeln (deren gibt es hier keine und wäre Unsinn), wie bei Euch berechnet, sondern nach seiner Thätigkeit. Genug hiervon. Dies sind euro päische Auswüchse! Krankheiten, welche sich bei Euch nicht wegbringen lassen. Di« Vegetation ist hier außerordentlich; sowohl die einheimische, als auch was von euroväischen Pflan zen, sei es Gemüse, Früchte rc., angebaut ist, steht in der schönsten Pracht. Man kann sich in kurzer Zeit ein Paradies schaffen. Ich habe die schönsten Wein trauben, Aepfel, Birnen, Pfirsichen, Aprikosen, Fei gen rc. gesehen und gegessen, wie Ihr in Deutschland keinen Begriff von solcher Güte, Größe und Geschmack habt, wie es blos dieses Land hier hervorbringt. Gar tenbau ist das Allervorzüglichste; die Feld - und Vieh- wirthschaft sehr einfach, aber beides von großem Ge winn. Glaubt ja nicht etwa, daß ein geschickter Oeco- nom aus Deutschland seine Kenntnisse hier anwenden könne, oder bezahlt bekomme; nein, kann er hier gut pflügen und tüchtig arbeiten, dann wird er belohnt, in