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Wochenblatt " für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 56- Mittwoch, den SS. August. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Lags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschicht liches. Sachsen. Oschatz, 15. Aug. Der Bau unserer neuen schönen Kirche naht sich der Vollen dung. Heute erhielt das treffliche und wohlgelun gene Glockenpaar, von Hrn. Gruhl in Kleinwelka gegossen, seine Weihe. Im festlichen Zuge wurden die Glocken eingeholt und zur Stadt gebracht. Nach sechsjähriger Unterbrechung werden wir näch sten Sonnabend zum erstenmal wieder Glockenge läute vernehmen. Die große Glocke hat folgende herrliche und ergreifende Inschrift: Im Himmel schweb ich, zum Himmel heb ich des Menschen Herz. Das Leben weih' ich, die Klänge leih ich für Freud und Schmerz. Zum Tagwerk weck ich, am Abend wink ich zu sanfter Ruh. Den Säugling grüß ich, die Liebe führ ich dem Altar zu. Zu Hilfe läut' ich, zur Andacht lad ich der Christen Chor. Dem Tode klag ich, Gebete trag ich zu Gott empor. — In den sächsischen Landestheilen von Deutsch land war die Fabrikation eines reinen weißen Ta felglases zeither ein Problem. Es ist gelöst. Im Ober-Erzgebirge Sachsens, auf der sogenannten Weiters-Glashütte, dem Auersperge gegenüber, wo seither nur ordinaices Hohlglas fabricirt wurde, ist es den unausgesetzten Bemühungen und Versu chen des jetzigen Besitzers endlich gelungen, das schönste Tafelglas zu gewinnen. Am 11. August wurde der wirkliche Betrieb auf der Hütte eröffnet. Schon die erste Walze zeigte sich in der vortrefflich sten Reinheit, und allgemeiner Jubel und innere Genugthuung gaben sich bei der immerwährenden Reinheit des Glases kund, die anhielt bis gegen 9 . Dritter Jahrgang. Uhr am andern Morgen die ersten 4 Hafen verar beitet waren. Bischofswerda, den 21. August. Neber das am 19. dieses gegen 8 Uhr Abends hier am Horizonte in der Gegend nach Pulsnitz zu sichtbare Feuerzeichen können wir berichten, daß dies wirklich von einem und zwar in der Stadt Königsbrück auf gegangenen Feuer herrührte. Es war dasselbe in den an der Camenzer Straße gelegenen Scheunen aufgegangen, und hatte mit solcher Schnelligkeit um sich gegriffen, daß in wenig Minuten fast die ganzen daselbst befindlichen Scheunen in Flammen standen. Nur mit großer Mühe gelang es, dem Weiterumsichgreifen des Feuers Einhalt zu thun und somit die sehr bedrohte Stadt vor einem noch weit größern Unglücke zu schützen. Man schreibt die Entstehung ruchloser Hand zu. Der Thäter hat die günstige Gelegenheit wahrgenommen, weil an dem Tage die ganze dortige Communalgarde, vereint mit der von den umliegenden Ortschaften, auf einem ziemlich entfernt gelegenen Platze Erercirübungen hielten. Drei sich seit gestern hier bettelnd herumtreibende Subjekte, die sich durch Acußerungen stark verdächtigt, sind verhaftet. Die Zahl der abgebrannten Scheunen beträgt 36. Frankfurt, 17. Aug. In der heutigen 61. Sitzung der verfassunggebenden Reichsversamm lung wurde Art. II. des Grundrechts berathen und zwar zuerst §. 8: „Die Wohnung ist unverletzlich. Eine Haussuchung darf nur aufGrund eines rich terlichen Befehls vorgenommen werden. Dieser Befehl muß sofort oder spätestens innerhalb der nächsten 24 Stunden dem Betheiligten vorgewtesrn werden. Für die Verhaftung in einer Wohnung finden keine besondern Beschränkungen statt." — Der in der 62. Sitzung berathene 8- 9. der Grundrechte lautet in der angenommenen Fassung folgendermaßen: „Das Bricfgeheimniß ist gewähr-