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— In Löbau gab eS zwei Festtage und inFricders- dorf hatten sich 12 Dorfschaften zu diesem Feste vereinigt. In Großschönau brach am 1. d. M., Vor mittags gegen halb 11 Uhr, in dem unbewohnten Ausgedingehäuschen des Müllers Großer ein Feuer aus, daß in ganz kurzer Zeit 12 Gebäude in Schutt und Trümmer verwandelte. Die Flam men ergriffen zugleich einen Theil dcS anstoßenden Dorfes Hainewalde und legten auch dort 6 Häu ser in Asche. Bei der Schnelligkeit, womit das Feuer — trotz der Wirksamkeit von mehr als 30 zu Hülfe geeilten Spritzen um sich griff, konnte nur wenig gerettet werden. Namentlich sind be trächtliche Vorräkhe an Getreide, Futter und Stroh mit verbrannt. Ein bei der Warnsdorfer Spritze helfender Mann hatte das Unglück, unter die Rä der derselben zu kommen und einen Beinbruch zu erleiden. Frankfurt, den 6. August. Zu den süddeut schen Reichstruppcn nach Schleswig-Holstein stellt Oesterreich: 4 Regimenter Infanterie, 8 Escadroncn Cavallcrie u. mehrere Raketenbat- terieen, sammt entsprechendem Geschütz. Baiern: 4 Regimenter Infanterie, 8 Escadroncn Cavallcrie, nebst Geschütz. Würtemberg:2 Regimenter Infanterie, 4 Escadroncn Cavallcrie, nebst Geschütz. Baden: wie Würtemberg. Hessen-Darmstadt: 1 Regiment Infanterie. Nassau: 1 Regiment Infanterie. Zu diesen das Frankfurter Bataillon Infanterie und ein Weimarisches Truppencorps, eine Brigade bildend. (W. Z.) — Das Reichs Ministerium ist nun definitiv constituirt. Folgendes ist die Liste der Rcichsmi- nistcr und ihrer Unterstaaissecretaire: Minister des Auswärtigen und Präsident des Ministerrathes: Fürst von Leiningen (Baiern), Unterstaaissecretaire: Mar v. Gagcrn (Nassau), Mcvifsen (Preußen), Minister des Innern: v. Schmerling (Oesterreich), Unterstaaissecretaire: v. Würth (Oesterreich), Bassermann (Baden), Mi nister des Kriegs: Peuker (Preußen), Unterstaats- sccretair: v. Brandt (Preußen), Minister der Fi nanzen: Beckerath (Preußen), Unterstaatssecretair: Mathy (Baden), Minister des Handels: Duckwitz (Bremen), Unterstaatssecretair: v. Kamptz (Preu ßen), Minister der Justiz: Hcckschcrv (Hamburg). Die bisher noch unbesetzten Unterstaatssecretair- stellen erhielten: Auswärtiges: Robert Mohl; Handel: Fallati; Justiz: Widenmann. — Die 50. Sitzung der Reichsversammlung am 7. August war eine der stürmischsten; v. Jtzstcin bemerkte, Hecker wolle für sich keine Amnestie (Frei sprechung), er bitte aber, die gefangenen und flüch tigen Theilnchmer seiner SchildertzAung zu amnc- ftircn. Unter mehrern Cprecherst'machte Bren tano, welcher lebhaft für ErtlMung der Amnestie sprach, die Bemerkung: „Wollen Sie die, welche in Baden die Waffen ergriffen haben, zurücksetzen ge gen einen Prinzen von Preußen?" Hierbei ent stand ein solcher Tumult, daß v. Soiron, welcher den Vorsitz führte, nach vergeblicher Mühe, die Ruhe wieder herzustellen, sich genöthigt sah, sich zu be decken und die Sitzung für geschlossen zu erklären. Die Versammlung trennte sich nur langsam und in größter Aufregung. Preußen. Von diesem Staate aus ist Nichts weniger zu hoffen, als Deutschlands Einig keit. Ucberall tritt die Reactionspartei auf eine unverschämte Weise hervor, sie fürchtet das Aufge hen, oder vielmehr das Untcrgehen Preußens in einem einigen Deutschland und das ist das schreck lichste Gefühl des preußischen Aristokratismus, des halb scheut derselbe keine Mittel, Reibungen aller Art hervorzurufen und jede freiere Regung und ins besondere jede Einigung auf's Neue zu unterdrücken. Waö daraus noch werden soll, weiß der liebe Gott. Am 6. August, als dem hochwichtigen Tage, an welchem gleichsam eine neue Zeitrechnung für Deutschland begann und wo Millionen deutsche Brüder der neuen Zukunft huldigten, war von irgend einer Parade des Militairs in Berlin keine Rede, selbst eine Bürgerwehrparade wurde durch unver zeihliche Uneinigkeit unter der Mannschaft und Charakterschwäche der Führer vereitelt. Sie soll jedoch später stattfinden, wobei ein Hurrah, nicht dem Reicksverweser, aber der deutschen Einheit aus gebracht werden soll. Kann man sich wohl einen großem Spott auf eben die deutsche Einheit denken? — InSchweidnitz kam es am Begräbnißtage der am 31. Juli und i. August Gefallenen zu neuen Unruhen, wobei eine Frau erschossen wurde. Oesterreich. P e st h, 2. August. Der Ein marsch der Russen in die Wallachei ist nicht er folgt; der Sultan hat die Umgestaltung der Wal lackei gutgeheißen. Der Metropolit von Jassy ist in seinem Zimmer am 18. Juli todt gefunden wor den; er soll sich auf die ersteKundc vom Einmarsch der Russen vergiftet haben. Wien, 6. August. Heute wurde das deutsche Einhcilssest von der Nationalgarde und der Gar nison gefeiert, dem Rcicksverwcscr und der deut schen Einheit wurden Hochs! gebracht, die deut schen Kokarden aber nicht aufgcsteckt. DonaufürstenLhürner. Die Russen ha ben wieder rechtsum kehrt gemacht und sich über den Pruth zurückgezogen. Der Kaiser soll in seinem Unmuthe ausgcrufen haben: man solle die Moldau und Wallachei ihrem Schicksale überlassen, denn binnen Kurzem würden sie sich unter einander selbst aufreiben. — In Lemberg ist die Cholera ailsgcbrochcn. Frankreich. Die Alpcnarmee hat Befehl erhalten, sich zu concentriren und bis dicht an die Grenze zu rücken, doch scheint cs noch nicht, als ob eine wirkliche Einmischung stattfinden sollte.