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big Zusammenwirken, dainit ein freies und starkes Deutschland erstehe, welches nie zu Grunde gehe, selbst dann nicht, wenn sich drohende Gewitter über seinem Haupte entladen sollten. Einen Gruß an unsere Zeser und alle deutsche Brüder! Somit laden wir zu dein mit dein 1. Juli beginnenden dritten Quartal zu recht zahl reichen neuen Bestellungen ein und ersuchen diejenigen Abonnenten, welche ihre Eremplare durch die Post beziehen, ihre Bestellungen recht bald zu erneuern, damit keine Unterbrechung in der Versendung eintritt. Der „sächsische Erzähler" erscheint, wie seither und bis auf Weiteres, wöchentlich zweimal (Mittwochs und Sonnabends) und kostet vierteljährlich 10 Ngr. In serate werden die gespaltene Zeile, oder deren Raum, mit 6 Pf. berechnet. Bischofswerda. die öes sächsischen Arzähters. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Bischofswerda, 21. Juni. Es dürfte den Lesern dieses Blattes nicht uninteressant sein, einmal Etwas über unsern wackern Natio nalvertreter vr. Schaffrath, von ihm selbst aus Frankfurt, sowie über das Parlament im Allge meinen, zu erfahren, weshalb wir nicht anstchcn, folgendes so eben cingegangcne Schreiben von demselben zu veröffentlichen, zumal der geehrte Verfasser dessen Veröffentlichung gestattet. Frankfurt, am 18. Juni 1848. Geehrter Freund. Schon längst hätte ich Ihnen gern einmal ge schrieben; allein es fehlte mir in Wahrheit die Zeit dazu. Die Sitzungen der Nationalversammlung dauern fast täglich von früh 9 oder 10 bis Nach mittag 2 oder 3 Uhr; ja, an einigen Tagen hielt ste sogar zwei oder vielmehr doppelte Sitzungen; nämlich gegen Abend, von 5 bis 8 Uhr, noch eine Abendsitzung. Sodann ist die ganze Nationalver sammlung in 15 Abthcilungcn gcthcilt, deren jede also 30 bis 35 Mitglieder zählt. Von diesen Ab teilungen , in welchen die Wahlen zu den Aus schüssen (Deputationen) erfolgen und manche Ge genstände, vor der Hauptberathung in der vollen Nationalversammlung, vorläufig besprochen wer den sollen, hält auch eine jede wöchentlich meh rere Sitzungen. Da ich nun von der vierten Abtheilung zum Schriftführer (Secrctair) gewählt bin, so habe ich auch als solcher zu Hause Man ches (Protokolle re.) zu arbeiten. Endlich war ich auch in den Ausschuß gewählt, welcher das Ver- hältniß der gleichzeitigen Landtage in den einzelnen deutschen Staaten, besonders in Preußen, zu der hiesigen deutschen Nationalversammlung auf den Antrag des Abgeordneten Raveaur aus Köln, zu begutachten hatte, und in welchem unter Anderen auch interessante Persönlichkeiten, z. B. die Mini ster Römer und Pfizer aus Stuttgart, von Vincke, Beckerath, Heckscher u. s. w. saßen, die ich dadurch genauer kennen zu lernen Gelegenheit hatte. Jetzt ist einige Arbeitsruhe eingetreten, weil lei der! die meisten Ausschüsse (Deputationen) noch keine Vorlagen für die Nationalversammlung aus gearbeitet haben. Diese Mußestunden benutze ich, um Ihnen und allen lieben Freunden in der Heimath, nach der mich fort und fort ein herzliches Weh und innige Sehnsucht zieht, einige Nachrichten zu geben. Gott sei Dank! sind diese nicht schlecht. Zwar läßt die Nationalversammlung in ihrer jetzigen Zusammen setzung Vieles zu wünschen übrig; zwar sind in ste, insbesondere vonPreußen und Baiern, eineMenge von alten Ministern, Diplomaten, Pfaffen u. s. w. gewählt, welche der neuen Ordnung der Dinge durchaus nicht aufrichtig ergeben sind, ergeben sein können; welche daher die Gründung der neuen Ordnung der Dinge, der Einheit und Freiheit Deutschlands durch ihren Widerstand verzögern, während doch die möglichste Beschleunigung für unsern gedrückten Handel und Wandel, für un sere darniedcrliegenden Gewerbe Noch thut; allein sie sind doch nicht in so großer Anzahl vorhanden, daß sie das deutsche Verfassungswcrk geradezu ver hindern können, wenn sie dies überhaupt wollen. Auf der andern Seite sind eigentliche Revolutio- naire oder Anhänger der Unordnung in der Natio nalversammlung nicht vorhanden. Auch diejenigen Abgeordneten, welche die Republik auch in den einzelnen deutschen Staaten für die beste Regie rungsform halten, und deren es kaum 20 in der ganzen, über 600 Mitglieder zählenden National versammlung giebt, wollen die Herbeiführung der Republik auf friedlichem, auf verfassungsmäßigem Wege, d. h. also nur mit Zustimmung der Land stände, sowie der Regierungen undFürstenunddes Volkes, — eine Zustimmung, die nicht sobald zu erreichen ist. Diese Republikaner sind also nicht so sehr gefährlich, schon ihrer sehr geringen An zahl wegen. Um jedoch ganz aufrichtig zu sein, darf ich auch nicht verschweigen, daß auch der Er statthalter Peter aus Baden, der beim Anfänge des traurigen republikanischen Aufstandes Heckers sich zum Statthalter von Constanz machen ließ, in der Nationalversammlung sitzt; allein seine Wahl wird von der badenschcn Negierung angegriffen, und — auch abgesehen hiervon — was vermag ein Ein zelner unter 600? Uebrigens werden die Anhän ger der gewaltsamen Einführung der Republik wohl auch durch die derbe Lection, die sie in Baden erhalten haben, von ihrem wahnsinnigen Plane,