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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpe» und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 1848 Sonnabend, den L4. Juni Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1V Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Lags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. An unsere Leser Wenn die Zeit, in der wir leben, eine große genannt werden muß, so fordert sie auch kill großes Geschlecht, d. h. ein Geschlecht, was die Begebenheiten lebendig erfaßt, ruhig beur- theilt und weise und besonnen leitet. Leider giebt es noch Viele unter unsern Brüdern, die unbekannt mit den eigentlichen Quellen der Bewegung sind, die die Glanzpunkte unserer Er rungenschaften nicht fühlen und mit den letzten wohl gar falsche Begriffe verbinden. Wie oft haben wir gehört, daß man z.B. die Preßfreiheit auf die lächerlichste Weise verkannt hat, oder daß man Republik insofern als Freistaat sich gedacht hat, als in demselben Jeder machen könnte, was er wolle. Viel, viel ist daher noch aufzuklären; und man kann sich nur freuen über die entstehenden Vaterlandsvereine, die ein Zusammenwirken, ein Ausgleichen der Kräfte im Volke möglich machen sollen. Aber auch alle Blätter, die als treuliche Boten in die Familien wan dern, müssen offen und sorgfältig die Leute mit dem wahren Stand der Dinge bekannt machen, müssen sie zu würdigem Handeln anregen, aller thörichtcn Furcht die Nahrung rauben und das'Vertrauen muthig unterstützen, wo es sein kann. Was den „sächsischen Erzähler" in'die ser Hinsicht anbetrifft, so wird er das Seinige dazu gern und mit Eifer beitragen. Er wird die Leser auch fernerhin auf die Plätze führen, wo Großes und Wichtiges geboren wird, wo für Kopf und Herz Etwas zu holen ist. Besonders wird er sich auch bemühen, wo möglich immer Ueberblicke über die Tageserscheinungen zu geben, damit vielen Lesem das Urtheil er leichtert werde. Unsere Grundsätze, die wir aus der Vernunft nehmen und nach den Sympa- thieen des Volks regeln, sind in den Wirren nur fester geworden. Wir werden niemals in das Horn des Aufruhrs und der Schwindelei blasen, aber wir werden treu bleiben dem guten Geist, dem Geist der Freiheit und wahrer Menschlichkeit, und diesen Denkmäler setzen, wo wir können, und ihm die schwersten Opfer bringen, wenn cs sein muß. Wenn wir uns nun aber unser Ziel höher stecken, so können wir nicht unterlassen, um Mitwirkung zu bitten. Jedes Wort, das in guter Meinung in die Welt geht, jeder Gedanke, der in s Volksleben verbessernd eingreist, ist ein heiliges Opfer auf dem Mar des Vaterlandes. Rede, wer reden kann. Komme das Wort aus niedriger Hütte, oder aus dem Palaste; sei cs das gesunde Urtheil des einfachen Landmanns oder eine gründliche Beleuchtung des weitersehendcn Gelehrten, — Alles wird der Redaction angenehm sein. Möchten alleKräfte, die im deutschenVolke vorhanden sind, leben- Dritter Jahrgang.