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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 36. Mittwoch, den 14. Juni. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1V Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden. Bei der achten Sitzung der zweiten Kammer am 9. Juni wurde von den neuen Eingängen eine Petition aus Großröhrsdorf um Chaussirung einer Straße von Radeberg nach Bischofswerda über Großröhrsdorf, Bretnig und Hauswalde vom Abg. Haden bcvorwortet, des gleichen eine Petition des Vaterlandsvereins in Ober-Oderwitz um Herstellung des Einkammer systems und Erledigung anderer Fragen vom Abg. Kretzschmar, eine vom Abgeordneten v. Nostitz ein gegebene Petition um Beförderung der Landwirth- schaft als sicherstes Mittel gegen das Proletariat bcvorwortet der Petent selbst, eine Petition der Na gelschmiede zu Elterlein, Gcünhain, Schwarzenberg und Umgegend nm Sicherstellung der Handwerker gegen die Beeinträchtigungen durch Maschinen und Beschränkung des Hausirhandels mit Nägeln wird vom Abg. Thiersch bevorwortet. Das Direktorium erklärt, daß es ungern von der Bestimmung der Landtagsordnung, nach welcher Petitionen, welche mehrere mit einander nicht in Verbindung stehende Petita betreffen, nicht anzunehmen sind, Gebrauch machen wolle, gleichwohl der Schwierigkeit wegen, dergleichen Petitionen an eine Deputation zu ver weisen, aus jene Bestimmung aufmerksam machen müsse, in der Hoffnung, daß dies genügen werde, um solche Petitionen nicht mehr eingeben zu lassen. Abg. Tzschirner kündigte für die nächste Tagesord nung einen Antrag an: zu erörtern, in wie weit die abgegangenen Staatsminister Anrecht aus War tegeld oder Pensionen haben. Als erster Gegen stand der Tagesordnung wurde der Bericht der zweiten Deputation über das Dekret, die Entschä digung der sächsischen Abgeordneten zum deutschen Dritter Jahrgang. Reichstage betreffend, vorgetragen. Die Deputa tion empfiehlt die Bewilligung der von der Regie rung vorgeschlagenen Entschädigung von 20 Tha- lern für die Hin- und ebensoviel für die Rückreise, sowie von 4 Thalern täglich für jeden Reichstags abgeordneten, welcher Antrag auch nach einigen Bemerkungen mit Namensaufrufgegen eine Stimme angenommen wurde. Am 11. Juni wurde in einer sehr zahlreichen Volksversammlung in Höckendorf bei Glauchau beschlossen, eine Petition an die Reichsversamm lung zu erlassen, in welcher eine Verbindung Deutschlands mit Frankreich und Nordamerika für nothwendig erklärt und die Reichsvcrsammlung aufgefordert wurde, dahin zu wirken, um ein solches Bündniß zu erlangen. Aves dies wurde in größ ter Ruhe und Ordnung verhandelt. In Crimmitschau hat am 5. Juni eine Vereini gung der daselbst getrennt bestandenen Vereine, des „deutschen Vereins" und des „deutschen Vaterlands- Vereins", stattgefunden. Möchten die Vereine gleiches Namens in Dresden und Leipzig diesem schönen Beispiele bald folgen, und nicht, wie es neulich von einzelnen Mitgliedern des deutschen Vereines in Dresden geschah, durch entstellte, lü genhafte Berichte andere Vereine auf hämische Weise zu Boden zu drücken versuchen und so die alles zerstörende Zwietracht nähren, die Aufregung der Gemüther erhalten, damit ja das entschwundene Vertrauen sobald noch nicht wiederkehre und Han del und Gewerbe noch länger gänzlich gelahmt bleiben. Verachtung nur kann solche treffen, denn sie sind die Störer der Ruhe und Ordnung in moralischer und physischer Hinsicht. Wir können in dieser Beziehung nicht umhin, zur Beruhigung und zur Belehrung für Diejenigen,