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Wochenblatt Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 34- Mittwoch, den V. Juni. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Dresden. In der Leipz. Ztg. vom I.Juni erklärt unser Staatsminister vr. Braun die Annahme der Wahl eines Nationalvertreters mit vem Bemerken, daß er ihr, wenn auch jetzt durch dringende Berufsgeschäfte verhindert, doch später Folge leisten werde. — Am 2. Juni sand die Ein weihung des neuen Annenfriedhofes statt. In Gegenwart des Kultusministers von der Pfordten wurde derselbe unter Glockengeläute durch den Su perintendenten vr. Heymann und durch die Pre diger Pastor Böttger und Pfeilschmidt eingesegnet und sodann der erste Todte auf diesem vielfachen Streit verursachenden Friedhöfe der Erde übergeben. Es ist dies derselbe Friedhof, dessen Bau der Stadt rath um so eifriger betreiben ließ, als die Stadtver ordneten Beschwerde dagegen führten. Vom Land tage ist nichts Wesentliches zu berichten. Die erste Kammer hat ihre Adresse dem Könige überreicht und ist selbige sehr huldvoll und mit großer Freude entgegen genommen worden. Die zweite Kammer hat ihre schon berathene Adresse nicht überreicht, was von Vielen bedauert wird. — 5. Juni. In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer kam der Antrag zur Sprache, welcher in einem Vereine auf Einführung der Republik gestellt worden war. MinisterBraun bemerkte, daß er zwar noch keine bestimmte Nachricht von diesem Anträge, wohl aber ein Gerücht darüber vernommen. Die Ne gierung werde aber allen Verletzungen der Landes gesetze mit Nachdruck und den Waffen des Gesetzes entgegcntrctcu. Uebrigens werde die Negierung nähere Erkundigung einziehcn. Hierauf erhob sich Adv. Tzschirner und sagte ohngcfähr, daß, wenn auch von einem einzelnen Mitglied? eines Ver- Drittcr Jahrgang. eines ein solcher Antrag gestellt worden, sei der Verein wenigstens nicht darauf cingegangen; eine Berathung darüber, welche Staatsform die Beste sei, wäre kein Verbrechen; übrigens sei die Kam mer keine Polizeibehörde, die Sache gehöre vor die Gerichte re. Nachdem Staatsminister Braun ver sichert hatte, daß die Regierung die Vereinsrechte stets anerkennen werde, aber auch die Pflicht habe, die Justiz walten zu lassen, kam der Antrag wegen Aufhebung der beiden Klöster und der Stifte Mei ßen und Wurzen zur Sprache. Es wurde dieser Antrag einer Deputation überwiesen. Preußen. VorKurzem erschien ein öffent licher Aufruf aus Magdeburg an die Für sten Deutschlands, welcher denselben kein besonderes Lob spendet und im Wesentlichen dahin lautet, daß man nicht wohl begreifen könne, wie nach einem 33jährigen Frieden die Finanzlage Preußens und einiger andern deutschen Staaten so schlecht bestellt seien, daß zu einem Kriege, zu dem ein kleines Jnselvolk das große Deutschland herausgefordert habe, nicht einmal die nöthigen Kosten vorhanden wären. In Preußen habe man eine Anleihe von 15,000,000 für nöthig befunden und die Behörden forderten zu freiwilligen Beiträ gen auf, welche in Gold- und Silbcrgeräthen be stehen könnten re. Jeder Patriot trage gewiß hier zu nach Kräften bei, allein wo fände man mehr Gold- und Silbcraeräthe, die entbehrlich wären und als todtes Capital dalägen, als in den Schlös sern der Fürsten? Sie sollten einen Theil dersel ben und, wenn es sein müsse, Alles darbringen, das Volk würde nicht zurück bleiben. Während ein großer Theil des Volkes jetzt verarmt sei, besäßen viele von den Fürsten und ihren Familiengliedern Millionen, jetzt sollten sie beweisen, daß ihnen des