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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen imd Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 33. Sonnabend, den A Juni. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Ngr. L Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Leipzig, 30. Mai. DieErwerblo- sigkeit wird jetzt von schlechten Subjecten auf alle mögliche Weise ausgebeutct. Unverschämte Bette lei und Zudringlichkeit haben (ungeachtet polizei licher Ueberwachung und obrigkeitlicher Arbeits nachweisung) überall überhand genommen und die sen beiden Nebeln beginnt sich bereits der Raub beigcsellen zu wollen. So soll gestern in der soge nannten „Nonne" (einem bei Leipzig gelegenen, viel besuchten Hölzchen) ein Rathsbeamter ange fallen worden sein. Preußen. Halle, 29. Mai. Ein glaubwür diger Mann schreibt aus Berlin, daß der Magistrat sämmtliche Einwohner aufgcforderl hat, ein Pro cent ihres jährlichen Einkommens an die städtische Hauptkasse abzuliefem, da sonst der Stadtbankerott ausbrechen müßte. —vr. R. Prutz hat folgende Adresse von den westpreußischen Bauern erhalten und veröffentlicht: Wir Bauern aus Westpreußen kündigen euch Ber linern an, daß, wenn ihr nun nicht bald Zucht und Ordnung in eurem verfluchten Neste Herstellen und unfern allgeliebten König in seine Rechte einsetzen wer det, wir Bauern zu Hülfe kommen werden, daß euch Hören und Sehen vergehen soll. Ihr Hunde habt die verrätherischen Polacken befreit und gegen uns ange hetzt, die nun morden und sengen; ihr habt unsere Söhne und Brüder, die Gardisten, verrathen und ge schlachtet; das soll euch gedacht werden, besonders da ihr noch das Maul voll nehmt und zu feige seid, euren Pöbel zu bändigen. Ihr Halluiikcn habt den Staats schatz geplündert und anderes Staatseigenthum, wozu wir Geld beigesteuert, muthwillig zerstört. Das sollt ihr uns ersetzen. Bor eurer Ruchlosigkeit hat der Prinz Dritter Jahrgang. von Preußen fliehen müssen, und wenn ihr nicht dafür sorgt, daß der Prinz bis zum 24. Mai d. I. wieder in seinem Rechte und im Lande ist, so sollt ihr die West preußen kennen lernen. Denn eure Räuberhöhle soll an hundert Stellen zugleich brennen. Wir Bauern wollen euch nicht ernähren, damit eure Brut uns zu Grunde richte. Denkt an den 24. Mai, wir werden euch das Nachäffen der Franzosen lehren. Koblenz, 26. Mai. Seit zwei Tagen ist der Befehl zur Armirung der hiesigen Festung einge troffen und ebenso soll auch Köln armirt werden. (In Köln haben die Arbeiten bereits begonnen.) Ist die Armirung einer Festung auch noch nicht die Erklärung derselben in Kriegszustand, so grenzt solche doch nahe daran, denn die Geschütze werden auf ihren Plätzen aufgefahren w. Auch sind die Ordres zur Einberufung für unsere Infanterie-Re gimenter bereits ausgegeben, doch erhalten letztere vorerst nicht Kriegsstärke, sondern Gardestärke, näm lich das Bataillon zu 678 Mann. Was diese Maß regeln bedeuten sollen, darüber ist man hier noch gar nicht mit sich einig. Breslau, 31. Mai. (Aus einem Privatbriefe). Bei den gestern in Schweidnitz und Liegnitz abge haltenen Wollmärktcn waren auf jedem der beiden Orte gegen 4000 Ctr. Wolle zum Verkauf gebracht, wovon es. 400 Ctr. verwerthet wurden. Die Preise waren gegen die vorigen JahreS um 25 bis 30 Thlr. pr. Ctr. niedriger. Bauernwolle, die vo riges Jahr mit 68 Thlr. und drüber verkauft wurde, war 20 bis 25 Thlr. billiger. Unser Markt wird in der Quantität großartig werden, und man kann rechnen, daß der größte Theil der Wollen bis zum 15. Juni zu kaufen sein wird. Frankfurt, den 27. Mai. Wenn bis jetzt von der deutschen Nationalversammlung nichts