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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen «nd Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigier unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 24. Mittwoch, den S. Mai. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 1V Ngr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Num mer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 r eiten kostet 2 Ngr. 5 Pf. An die Wahlmänner des 24. Wahl- Bezirks. Immer näher rückt die Wahl eines National vertreters für den 24. sächsischen Wahlbezirk; die hochwichtige, ernste, feierliche Handlung, zu der Euch das Vertrauen Eurer Mitbürger berufen hat; die Erfüllung einer der heiligsten Pflichten Eures ganzen Lebens. Seid Euch in dieser gro ßen und feierlichen Stunde der Wahl Eurer gan zen Verantwortlichkeit bewußt! — Schreibt auf Eure Stimmzettel nicht leicht sinnig den ersten besten, von Andern Euch ein geblasenen Namen; dieser Name, dieje eine Zeile, wird von Euch für das ganze deutsche Volk, für dessen und Eure und Eurer Kinder ganze Zu kunft geschrieben; von diesem Namen und Manne kann Euer, kann des ganzen deutschen Volkes Glück und Unglück mit abhängcn. Darum wäh let so, daß Ihr es bei Gott, bei Euern Mit bürgern, bei Euerm Vaterlande vor Euerm Ge wissen, in Eurer Sterbestunde verantworten könnt! Darum gehe ein jeder Wahlmann mit sich selbst darüber gewissenhaft zu Rathe, wen er zum Na- tionalvertretcr wähle; höre zwar den Rath gu ter und braver Freunde, ohne ihm aber blind zu folgen. Vor Allem aber verschließe ein jeder Wahlmann sein Ohr bloßen un erwiesenen Be- hauptunben, Verdächtigungen und Verleumdun gen, mtt welchen der Neid gewöhnlich die Männer verfolgt, die schon lange ihr öffentliches Leben dem Volke geweiht haben. Je mehr solche Männer, die bisher schon auf dem Landtage für Euch gesprochen und gekämpft haben, von Sol chen, deren Pflichtvcrgessenheit sic aufgedeckt ha ben, angcfeindet und verleumdet werden, — um Dritter Jahrgang. so würdiger — glaubt dies einem alten erfahre nen Manne — sind diese Volksmänner in der Regel Eurer Wahl; — „das sind die schlecht'sten Früchte nicht, an denen die Wespen nagen." Darum sehet Euch um unter den Männern, welche schon bisher, seit langer Zeit, seit ihrer Jugend, auf dem Landtage, in der Presse, in ihrem Berufe für des Volkes Rechte gegen den Druck der Beamten und gegen die Willkühr Eu rer Vorgesetzten gesprochen und gestimmt und Opfer gebracht haben, — aus diesen wählet Ei nen, aus diesen wählet den, den Ihr am Besten kennt, wählet den, der Euch am Nächsten steht oder wohnt. Wählet Keinen, den Ihr nicht selbst kennt, Keinen, von dessen politischen Grundsätzen und Bestrebungen Ihr nicht eine eigene Ueberzcu- gung, dessen Handeln Ihr nicht selbst gesehen, dessen Schriften Ihr nicht selbst gelesen, dessen Leben Ihr nicht selbst kennen gelernt habt; wählt nicht einen Solchen, dessen politisches Glaubcns- bekenntniß über alle die Fragen, welche in der Nationalversammlung zur Entscheidung kommen, Ihr nicht kennt. Wählt nicht einen Solchen, der Euch ganz fern steht, von dem Ihr nur durch Andere gehört habt, aber Nichts selbst wahrgenom men; Keinen, der Euch, Eure Lage, Wünsche und Bedürfnisse nicht kennt. Verlaßt Euch nicht auf bloße Empfehlungen Anderer. Mißtrauet denen, welche erprobte Männer in EurerNäheverschmähen und Euch doch andere, nur entfernter wohnhafte Männet von gleichen politischen Grundsätzen Vorschlägen. Einer solchen Handlungsweise liegen nur niedrige Persönlichkeiten und Neid zu Grunde. Ueberlcgt nur, wer und wo diejenigen sind, welche Männer aus Eurer Mitte verschmähen und