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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. Sonnabend, den LS. April. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal und zwar Mittwochs und Sonnabends, in halben und resp. ganzen Bogen. — Bestellungen nehmen alle Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 10 Rgr. — Annoncen werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Rüm mer bis Tags vorher Vormittags 9 Uhr angenommen. — Eine Annonce unter 4 Zeilen kostet 2 Rgr. 5 Pf. Zeitgeschichtliches. Sachsen. Wie verschieden doch die Gesetze ausgelegt werden können! In Dresden wur den vom Stadtrathe die Commis und Gesellen als nicht selbstständig betrachtet und deshalb von der Wahl der Nationalvertreter ausgeschlossen. Der Vaterlandsverein, dem davon Meldung ge macht wurde, beauftragte sofort eine Deputation aus seiner Mitte, sich deshalb an den Minister des Innern zu wenden. Dieser bedauerte die Auslegungsweise des Stadtrathcs nnd ließ die sem seine Erklärung mündlich überbringen, daß in Zweifelsfällen zu Gunsten dec Selbstständig keit entschieden werden solle. Es haben somit auch Commis und Gesellen das Recht, sich bei den Wahlen zu betheiligen, wenigstens ist ihnen dieses Recht in Dresden zugestanden. — Am 24. April traf hier eine Ordre vom Bundestage ein, die sächsische Armee sofort mobil zu machen. — In Leipzig ist bekannt geworden, daß dem Militair das einem Jeden rm Staate ver fassungsmäßig zustehende Petitions- und Beschwer derecht verkümmert und daß ihm verboten wird, an Versammlungen oder als Mitglieder an Ver einen Theil zu nehmen. Deshalb haben die sämmtlichen in der Hauptversammlung zu Leipzig anwesenden Abgeordneten des deutschen Vater landsvereins einstimmig beschlossen, eine genauere Erörterung jener Thatsachen zu veranlassen und bei dem Ministerium dahin sich zu verwenden, daß die Offiziere, welche einer Verletzung der Rechte des Militairs sich schuldig gemacht haben, deshalb zur Rechenschaft gezogen werden und ihre sofortige Entlassung erhalten. Dritter Jahrgang. s Baden. Das Treffen bei Kandern hat der republikanischen Bewegung den Todesstoß gegeben. Die Republikaner haben ziemlich viel Leute verloren, darunter einen ihrer befähigtsten Führer, den ehemaligen Lieutenant Willich auS Cöln. Aus der Gegenseite hat man ebenfalls, wie in voriger Nummer schon berichtet wurde, den Tod des Führers, General von Gagern, zu beklagen. Verwundet wurden: 45 Gemeine, der badische Major Kunz, der hessische Hauptmann Keim und die Lieutenants Dorn und Sar- tory. Hecker commandirt noch etwa 1000, Struve und Weißhaar 6—700 Mann. Sie werden sich aber schwerlich halten können. — Im Wiesen thal hat ein zweites Gefecht stattgefunden. ES wurde von Major Zimmermann commandirt. Auch dort konnten sich die Freischaaren nicht hal ten. Sie sollen sich jetzt im obern Wicsenthal sammeln. — Einer Zeitungsnachricht zufolge sind Hecker, Hcrwegh und Struve in Basel, um die deutschen Arbeiter für sich zu gewinnen. Aus Carlsruhe wird vom 24. April ge schrieben, daß in Freiburg sich mehrere Tausend Republikaner eingeschlossen hatten, welche sich nicht ergeben wollten. In Folge dessen wurde die Stadt 6 Stunden lang beschossen und dann von den nassauischen Truppen mit Sturm ge nommen. Die Insurgenten sind gänzlich zersprengt, die Stadt soll sehr gelitten haben. Im Ober rhein- und Seekreise ist das Marttalgesetz (Kriegsgesch) verkündet. — In Karlsruhe selbst kam es am Nachmittage desselben Tages, als ein badischer Artillerist, der desertirt war, eingebracht wurde, um erschossen zu werden, zu einem Auf lauf, bei welchem ein anderer Artillerist, der ein