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MrMM z«M fächßfche« W>rzäßker. Mittwoch, d-o SL. Mär, »848. An unsere Mitbürger! Der Morgen des neuen Tages hat uns das Recht der Association gebracht. Machen wir auch hier, wie anderwärts, von diesem werthvollen Rechte Gebrauch! Treten wir zusam men, in gemeinsamer Besprechung die großen Ideen der Zeit, die ernsten Angelegenheiten des sich neugestaltenden öffentlichen Lebens uns selbst zu klarem Bewußtsein zu bringm! Wer unter uns dafür Begeisterung hat, der finde sich'bevorstehenden Montag, den 27. März, Nach mittags 5 Uhr auf dem hiesigen Schießhause ein, wo vorläufig die Gründung eines Bürger vereins berathen werden wird. Bischofswerda, den 20. März 1848. Bischofswerda, den 21. März. Gestern fand hier ein Freudenfest in dankbarer Anerkennung der unserem Vaterlands seit der letzten 8 Tage gewähr ten Reformen statt. Die erste Anregung dazu war von dem Directo- rio des Schützencorps ausgegangen, dem sich jedoch auch der Stadtrath und die Stadtverordneten, sowie viele Gleichgesinnte, angeschlossen hatten. Nachmit tags 3 Uhr wurde das Schützencorps durch Trom melschlag auf dem Marktplatze versammelt, wo das selbe sich vor dem Balcon des Rathhauses in Parade aufstelltc, von welchem herab der Bürgermeister Kö nig in gewohnter, wohlgesprochener, kurzer Anrede zu der versammelten Menge sowohl über die Bedeu tung des heutigen Festes sprach, als auch die Wohl- thaten der einzelnen, von Sr. Majestät dem Könige im Verein mit dem neuerwählten Ministerio beschlos senen und gewährten Reformen erläuternd ausein andersetzte und (mit den Worten schließend: „Mit Recht ist daher das volle Vertrauen zur Staatsre gierung in Aller Herzen zurückgekehrt, sehen wir doch an deren Spitze unser» allgcliebten König, dem ftin Wort heilig ist. Erleichtern wir aber die Aus führung aller dieser segensreichen Beschlüsse dadurch, daß wir, Verfassung und Gesetze heilig haltend, zu deren Schutze Alle nach Kräften beitragen!") dem Vaterlande, der Verfassung und Sr. Majestät dem Könige ein dreimaliges Lebehoch brachte, worauf nach Absingung zweier Verse des alten Sachsenliedes: „Den König segne Gott!" das sowohl in Kleidung als Haltung trefflich organisirte Schützencorps, in dessen Mitte die Behörden der Stadt und übrigen Theilnehmer am Zuge zu Vier und Vier, nach dem Schießhause marschirte. Nach kurzer Rast und nachdem die Versammlung durch neu herzuströmende und in den Saal drängende Menschcnmassen, worunter namentlich eine Unmasse Kinder beiderlei Geschlechts, zu einer bedeutenden angewachsen war, wurde Arndt's schönes Lied: „Was ist deS Deutschen Vaterland tc." unter Mufikbeglei- Mehrere Bürger. tung mit wahrer Begeisterung von der versam melten Menge abgesungen und ein „auf Deutsch lands Einheit" gebrachtes Lebehoch jubelnd und enthusiastisch mit donnerndem Hoch ausgenommen, nachdem in Zwischenräumen noch einige Lieder, wor unter namentlich das zweite, nach der Melodie: „Freude, schöner Götterfunken rc", welches einen hiesigen achtbaren Bürger zum Verfasser hat, durch seinen Wohllaut, ruhige und biedere Haltung, mah nend zur Festhaltung an der alten Treue zu Ord nung, Gesetz und Vaterland sich auszeichnete, abge- snngen, verschiedene Reden gehalten und dabei auch der braven Leipziger, als derer, die uns die Bahn durch festen Muth und Stand gebrochen, dankend gedacht, dem Fürsten Metternich glückliche Reise ge wünscht u»d Einiges Neuere vorgelesen worden war, bewegte sich der Zug Abends 7 Uhr in derselben Ordnung nach der Stadt, welche indeß festlich be leuchtet war, und dem Markte nach Durchziehung der Straßen zurück. Die Beleuchtung der Stadt, hier und dort durch gut angebrachte bengalische Flammen noch erhöht und belebt, war in der That eine hochfestliche, denn kein Fenster, selbst nicht der Kirchthurm in seiner Höhe, war vergessen, und es verdient die ganze Be leuchtung um so mehr rühmliche Anerkennung, als sie durchaus keine von der Behörde den Einwohnern angesagte, sondern rein aus freiem Antriebe hervor gegangene war. Im Ganzen war es ein erfreuliches Fest; eS sprach sich dabei wohlverstandene dankbare Anerken nung der in staatlicher Hinsicht auch unserm Sach sen gewährten Reformwohlthaten, jedoch auch der Geist der Liebe zu Ordnung und Gesetz und zum Fortschritt nur durch letzten aus. In Betreff der einzelnen Anordnungen deS Fe stes selbst wäre zu wünschen gewesen, daß nament lich bei der Versammlung im Schießhause eine bes sere Ordnung geherrscht hätte, was sich jedoch, sowie