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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. Sonnabend, den AG. Februar. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 1 Mal und zwar jeden Sonnabend ein Bogen in 4. — Bestellungen nehmen alle resp. Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 7 Rgr. 5 Pf. — Mittheilungen werden unter der Adresse: „An die Expedition des Sächsischen Erzählers in Bischofswerda" erbeten.— Annoncen wer den die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Nummer bis Freitag 10 Uhr Vorm. angenommen. — Eine einzelne Nummer kostet 8 Pf. — Zeitgeschichtliches. Dresden. Am 11. Febr. wurde bei den Stadtverordneten der Haushaltplan auf 1848, welcher schon Gegenständ mehrerer Sitzungen war, zu Ende gebracht und hatte fast gleiche Ansätze wie voriges Jahr, nur die Armenversor- gung steht bedeutend höher und wird sich jedes Jahr steigern. Die Zinsen zu dem Capital, wel ches für Legung der steinernen Wasserleitungs röhren verwendet worden ist, betragen jährlich 7200 Thlr., noch ist jedoch der Bau nicht fertig und es steht sehr zu erwarten, ob er in diesem Jahre zu Ende gebracht werden wird, gebe Gott, daß sich dieselben beim Gebrauch bewähren; ein Versuch damit ist noch nicht gemacht worden. — Bei der hier am 19. Febr. stattgcfundcnen Ju belfeier der vor 50 Jahren erlangten Advocatur des rühmlichst bekannten Obersteuerprocurator Eisen stuck erhielt derselbe unter Zusendung des Comthurkreuzcs des Civilverdienstordcns, dessen Ritter Eisenstuck seit dem Jahre 1832 war, folgendes eigenhändiges Schreiben von Sr. Majestät dem Könige: „Mein lieber Ober steuerprocurator Eisenstuck! Wie ich erfahren, feiern Sie heute den Tag, an dem Sie vor 50 Jahren in die Reihe der Advocatcn ausgenom men wurden. Gern erinnere ich mich bei die sem Anlaß, mit welcher Auszeichnung Sie den - damals übernommenen Beruf bis jetzt erfüllt haben, mit welcher Treue, welchem Eifer und Nutzen Sie aber auch zugleich in vielen andern Berufswegen für Fürst und Vaterland gewirkt haben. Nehmen Sie daher als ein Zeichen Dritter Jahrgang. meiner Anerkennung die höhere Dekoration des für Verdienst und Treue gestifteten Ordens (Eomthurkreuz) und zugleich meine besten Wünsche für Ihr ferneres Wohl und Wirken. Dresden, den 19. Febr. 1848. Ihr wohlgeneigter Frie drich August. — Obwohl wir vor acht Tagen berichteten, daß der Eisgang der Elbe ohne Schaden vorübergegangen sei, so wird diesem durch spätere Nachrichten sehr widersprochen, indem namentlich bei Magdeburg bedeutender Schaden dadurch entstanden ist, daß sich ein großer Eisschutz oberhalb der Magdeburg-Pots damer-Eisenbahnbrücke gebildet und diese Eis massen dann durch schnelles Steigen des Wassers mit aller Gewalt durch die Brücke auf die un terhalb derselben gelegenen Kähne gedrängt wur den. Gegen 40 dieser Kähne wurden von ihren Ketten und Tauen los- und fortgerissen, 9 der selben, worunter einige mit Getreide und eines mit Eisenbahnschienen beladen, gingen total un ter, viele andere wurden stark beschädigt. Die Schuld dieses Unglücks sollen die Neubauten und Terrainverändcrungen der Magdeburg-Pots damer Eisenbahn in und zwischen den Elbarmen sein. — Unserm städtischen Polizeiwcsen steht nächstens eine jedoch nur äußerliche Veränderung bevor: Die Polizei- oder Stadtdicner sollen Waffenröcke nach preußischem Zuschnitte, mit ro- them Kragen, und militairisthe Kepys (sonst Tzako genannt) erhalten. Ter gewaltige, Respect einflößen sollende Dreimaster und die einfache, geschmacklose Uniformirnng derselben wird also demnächst verschwinden. Auch unser Militair wird gar bald etwas verändert erscheinen. Die