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Wochenblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Redigirt unter Verantwortlichkeit des Verlegers Friedrich May. 8. Sonnabend, -en IS. Februar. 1848. Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 1 Mal und zwar jeden Sonnabend ein Bogen in 4. — Bestellungen nehmen alle resp. Postämter Sachsens an. — Pränumerations-Preis vierteljährlich 7 Rgr. 5 Pf. — Mittheilungen werden unter der Adresse: „An die Expedition des Sächsischen Erzählers in Bischofswerda" erbeten.— Annoncen wer den die gespaltene Zeile oder deren Raum mit 6 Pf. berechnet und für jede nächste Nummer bis Freitag 1v Uhr Worm. angenommen. — Eine einzelne Nummer kostet 8 Pf. — Zeitgeschichtliches. Dresden. Der als Schriftsteller und Buch händler rühmlichst bekannte Friedrich Gerstäckcr in Leipzig, welcher mehrere Jahre in Amerika lebte, hat dem Ministerium den Vorschlag ge macht, 20,000 Gebirgsbewohner hinüber führen zu wollen. Es ist Hoffnung vorhanden, daß dieser Plan gut ausgenommen werden -wird. Mag man auch sagen, daß in Sachsen noch kein genügender Grund zur Auswanderung vor handen ser, so ist doch nicht zu verkennen, daß namentlich im Erzgebirge die Noth von Jahr zu Jahr größer wird, und daß der dortige Bo den nicht ergiebig genug ist, um mehr als 7000. Menschen, welche auf die Quadratmeile kommen, zu ernähren. Und eine wahre Wohlthat wäre es, wenn erfahrene Männer unter Leitung des Staates die Auswanderung betrieben, damit unsere armen Landsleute nicht, wie schon oft geschehen, ihr Hab und Gut den schamlosesten Speculantcn opfern, dann als Bettler zurückkeh ren und den Gemeinden zur Last fallen. — DaS Nervenfieber nimmt namentlich in unserer Neu stadt auf eine traurige Weise überhand und tritt in hohem Grade epidemisch auf, was um so auffälliger erscheint, als die Neustadt vor den andern Stadttheilen eine viel gesündere Lage und Bauart hat. — Ueber den Eisgang der Elbe sprechen sich alle Nachrichten dahin aus, daß derselbe, wenn auch nicht ganz ohne Gefahr, doch im Ganzen schadlos vorübergcgangcn ist. -f Aus Leipzig meldet man vom 12. d.,. daß Dritter Jahrgang. die Saaten bis jetzt, nachdem sie von Schnee und Eis frei sind, nicht gelitten haben, und der starke Besuch der Getreidebörse von in- und aus ländischen Producenten lasse erwarten, daß die Preise noch mehr herabgehen werden. Weizen wurde der Scheffel mit 4 Thlr. 15 Ngr., Rog gen mit 3 Thlr. 15 Ngr., Gerste mit 3 Thlr. 5 Ngr., Hafer mit 2 Thlr. verkauft. 7 Der freien christlichen Gemeinde in Magde burg, 10,000 Seelen zählend, ist der Mitgebrauch der heil. Geistkirche noch immer nicht gestattet, und sie entbehrt deshalb fortwährend jede ge meinsame Gottesvcrehrung, denn in ihrem eigen- thümlichen deutsch-katholischen Gottcshause hat kaum ein Sechstheil der Gemeinde Platz. -f In Schlesien haben in Folge der kirch lichen Verwickelungen und der Nahrungsverhält nisse wieder gegen 500 Personen in der Gegend von.Liegnitz und Goldberg beschlossen, nächstes Frühjahr nach Süd-Australien auszuwandern. Die bemittelten Schlesier, welche schon in jenem Welttheil leben, wollen die Reisekosten der är meren Ankommenden. decken. — Die Noth in Schlesien übersteigt alle Grenzen; im Kreise Pleß allein sind 3000 verwaiste Kinder. Die Regierung hat vorläufig für diesen und den Rybnickec Kreis 3000 Thlr., 1500 Mispel Roggen und 20,000 Ctr. Mehl angewiesen. Das Volk bezeichnet diese Krankheit m t dem Namen Hungerpest, die in einigen Ortschaften bereits 12 bis 15 vom Hundert der Einwohner hin weggerafft hat. — Folgende entsetzliche Jammer bilder aus Oberschlesien veröffentlicht ein barm-